der Komponist Wolfgang Rihm ist tot. Das hat seine Familie bekannt gegeben – er ist im Alter von 72 Jahren in der Nacht zum 27. Juli gestorben. Rihm war einer der bedeutendsten Komponisten seiner Generation und wurde 1952 in Karlsruhe geboren. BackstageClassical erinnert an diesen Ausnahme-Musiker mit einem XXL-Interview, in dem Wolfgang Rihm über das Hören nachgedacht hat.
Der Juli News-Ticker von BackstageClassical
Kratzers subversive Message an Claudia Roth (27.7.2924)
Pausen-Impression Tannhäuser: In der Inszenierung von Tobias Kratzer taucht ein Hexenhäuschen auf, als Parkplatz für die Venus auf der Flucht. Dort ist dieses Jahr plakatiert: »Hänsel und Gretel am 25. Juli im Festspielhaus«. Subversive Grüße an Claudia Roth.
CD Markt bricht ein
Der Markt für Musikaufnahmen in Deutschland entwickelt sich weiterhin dynamisch. Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) bekannt gab, wurden von Januar bis einschließlich Juni 2024 insgesamt 1,136 Milliarden Euro mit Streams, CDs, Downloads und Vinyl umgesetzt, gegenüber dem Vorjahreszeitraum ein Plus von 7,6 Prozent (H1 2023: 1,056 Mrd. Euro nach dem Gesamtjahresabschluss 2023). Die Nachfrage nach physischen Tonträgern ging dabei um 11,9 Prozent deutlich zurück. Die CD (-22,5 %) trug noch 8,1 Prozent zum Gesamtumsatz bei, Vinyl kam nach einem erneuten Wachstum von 5,4 Prozent auf einen Marktanteil von 5,9 Prozent. Das physische Geschäft – CDs, Vinyl, DVDs und Singles – trägt nun noch 14,7 Prozent zum Branchenumsatz bei, auf den Digitalmarkt, der 11,9 Prozent hinzugewinnen konnte, entfallen entsprechend 85,3 Prozent. Motor sind hier wie in den vergangenen Jahren nach wie vor die Einnahmen aus dem Audio-Streaming (+12,7 %); Downloads gingen um 16 Prozent zurück.
Kritik an Roth (21.Juli 24)
Nach dem Vorschlag von Claudia Roth, in Bayreuth auch Hänsel und Gretel zu spielen, explodiert das Netz: Auf der Facebook-Seite von BackstageClassical wird das Thema heftig debattiert, auf der Seite des BR meldete sich auch Bayreuth Tenor Andreas Schager zu Wort: »Immer, wenn sich die Politik meint, programmatisch in die Kultur einmischen zu müssen, kommt nichts Gutes dabei raus.« Bayerns Kulturminister Markus Blume sagte dem BR: »Wovor ich uns dringend schützen möchte, ist, dass die Politik Einfluss nimmt auf die künstlerische Gestaltung und auf die Ausrichtung des Programms in Bayreuth. Bayreuth muss Wagner bleiben. Das ist die Essenz und daran dürfen wir nicht rütteln.« Kritik an Roth gibt es auch von Tenor Klaus Florian Vogt und Wagner Museumsleiter Sven Friedrich.
Justus Frantz greift das Schleswig-Holstein Musik Festival an und will ein Open-Air-Konzert für Freunde geben, die – trotz seines Rausschmisses – solidarisch mit ihm waren. 18.7.24)
Pianist Justus Frantz scheint nicht darüber hinweg zu kommen, dass das Schleswig-Holstein Musik Festival ihn nicht mehr einlädt. SHMF Intendant Christian Kuhnt hatte gerade auf BackstageClassical noch einmal betont, dass er dass Gespräch mit dem Festival-Gründer gesucht hatte, Frantz aber seinen Pro-Russland-Kurs nicht aufgeben wollte (gerade hatte er seinen 80. Geburtstag in Russland mit Valery Gergiev gefeiert). Nun schlägt Franz zurück: Auf Facebook propagiert er ein Open-Air-Konzert »für alle Freunde, die Solidarität mit mir gezeigt haben, als ich vom Schleswig-Holstein Musik Festival ausgeschlossen wurde.« Allerdings mutet Frantz‘ Plan etwas unausgegoren an: Er plant ein Open Air am 31. Oktober (sic!) auf dem Marktplatz von Heide – ja, im OKTOBER! Auf Facebook erklärt der Pianist außerdem, dass seine Freunde nicht einfach kommen, sondern sich vorher per Mal bei seinem Manager anmelden sollen, »um der Stadt Heide die Planung zu erleichtern«. Nachdem Frantz in letzter Zeit einige Konzerte aus Mangel an Nachfrage absagen musste, tritt er nun offenbar sogar kostenlos auf – mit seiner Philharmonie der Nationen. Ob Alice Weidel und Sahra Wagenknecht sich schon angemeldet haben? Wie weit geht die Selbsterniedrigung noch? Hier noch Mal die BackstageClassical-Reportage über Justus Frantz.
Claudia Roth will »Hänsel und Gretel« bei den Bayreuther Festspielen aufführen lassen (15.7.24)
Traditionell sollten sich Kulturpolitiker nicht in die Programme der Institutionen einmischen, deren Träger sie sind. Kulturstaatsministerin Claudia Roth sieht das anders – und beweist damit regelmäßig ihre hochkulturelle Inkompetenz. Nun plädiert sie dafür, bei den Bayreuther Festspielen neben Wagner auch andere Komponisten aufzuführen. »Mir schwebt da etwa Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel vor. Das ist eine Oper, die aus der Wagner-Tradition kommt. Von solchen Werken gibt es ja etliche«, sagte Roth den Zeitungen der Mediengruppe Bayern. »Das Festival läuft auch nicht mehr von alleine wie in früheren Zeiten, wo man teilweise viele Jahre darauf warten musste, eine Karte zu bekommen.« Bayreuth sollte insgesamt vielfältiger, bunter und jünger werden, so die Grünen-Politikerin. Dass die Konzentration auf die Werke Wagners ein Alleinstellungsmerkmal der Festspiele ist, und dass Katharina Wagner die Festspiele seit Amtsantritt durch Kinderoper, Open Air und Kino-Übertragungen öffnet, scheint Roth entgangen zu sein.
Matthias Schulz spricht über schlechte Kulturpolitik und innere Strukturen
Der Intendant der Staatsoper in Berlin, Matthias Schulz, erklärt in der FAZ, dass sein Wechsel ans Zürcher Opernhaus auch mit der Kulturpolitik der deutschen Hauptstadt zu tun hatte: »Wenn ich den Eindruck gewonnen hätte, dass man in Berlin auch kulturpolitisch bewusst die Zukunft dieses Hauses gestalten will, hätte sich die Frage nach einem Wechsel für mich vermutlich nicht gestellt«, sagt Schulz gegenüber Jan Brachmann. Außerdem bemängelt er, dass einige Abteilungen der Berliner Oper noch immer in alten Hierarchien denken: »In schwierigen Situationen muss und kann nicht alles fertig gedacht sein; da muss man sich auseinandersetzen können und ein echtes Miteinander finden«, sagt Schulz, »das ist, bei aller Leistungsfähigkeit, nicht einfach, vor allem dann nicht, wenn es in den verschiedensten Abteilungen noch Reste autoritären Verhaltens gibt, die mit einer neuen Zeit nicht mehr kompatibel sind. Es musste klar werden: Man arbeitet für eine Institution, nicht gegen eine Person.«
Mutter mosert über Söder (15.7.24)
Die Geigerin Anne-Sophie Mutter stichelte beim Opern Air in München in Richtung CSU-Chef Markus Söder, dass die Münchner Philharmonie »erst 2036 oder war es 2063« fertig sein soll. Dann legte sie nach: »(…) Unser Ministerpräsident ist heute Abend sicher auch nicht da«. Auf BILD-Anfrage antwortete Kunstminister Markus Blume: »Unmittelbar nach Veröffentlichung der Neuplanung (des Konzerthauses) hat sich auch Anne-Sophie Mutter erfreut gezeigt, dass es jetzt eine klare Perspektive gibt. Deshalb verwundert ihre jüngste Aussage.« Mehr über den Konzerthaus-Bau hier.
Dominique Meyer nach Lausanne (15.7.24)
Der Stiftungsrat des Orchestre de Chambre de Lausanne hat die Ernennung des französischen Kulturmanagers Dominique Meyer zum Exekutivdirektor des Orchesters mit Wirkung ab 15. Juli 2024 bekannt gegeben. Der 68-jährige Meyer wird bis zum Ende seiner Amtszeit am 28. Februar 2025 Intendant der Scala bleiben, teilte das Mailänder Opernhaus in einer Presseaussendung mit. In Italien wurde Meyer eines der prominentesten Kultur-Opfer der neuen Rechtsregierung, die versucht, Ausländer aus Führungspositionen zu drängen. Der italienische Kulturmanager Fortunato Ortombina wird ab dem 1. März 2025 zum Intendanten der Scala aufrücken. Bisher leitete er das Fenice-Theater in Venedig. Ortombina wird ab dem 1. September 2024 die Aufgaben des designierten Scala-Intendanten übernehmen.
Stampa gewinnt EM-Tipp (15.7.24)
BadenBadens Festspielhaus-Intendant Benedikt Stampa hat den Klassik-EM-Tipp von BackstageClassical gewonnen. Er setzte sich mit 5 Punkten vor Sven Friedrich, Daniel Hope, Christian Kuhnt und Andrés Orozco Estrada durch. Stampa war der Einzige, der auf einen Sieg von Spanien gesetzt hat. Der Tenor Piotr Beczała braucht (darf?) sich nun doch keinen Aston Martin kaufen – er hatte mit seinem Manager gewettet, dass er sich einen britischen Wagen kauft, wenn England Europameister wird. Aber das Team verlor im Finale 2:1 gegen Spanien. Hier noch Mal alle Tipps.