Intendant Florian Lutz und sein Dirigent Francesco Angelico ziehen Konsequenzen aus ihrem Streit: in Zukunft wird der Chefdirigent sich allein um den Konzertbereich kümmern. Auch der Stellvertretende GMD verlässt das Haus.
Es war abzusehen: Der Zoff zwischen Kassels Intendant Florian Lutz und dem Generalmusikdirektor Francesco Angelico geht in die nächste Phase. Angelico hatte bereits im Vorfeld angedeutet, dass er – sollten seine Forderungen nicht erfüllt werden – als GMD zurücktreten werde. Nun ist es so weit.
Francesco Angelico fungiert künftig als Chefdirigent und wird sich auf den konzertanten Bereich konzentrieren. Medienberichte, dass Lutz seinen GMD aktiv »degradiert« habe, lassen sich so nicht bestätigen. Angelico selber scheint im Verlauf der Auseinandersetzungen um die neue Position gebeten zu haben. »Ich freue mich sehr, bis zum Ende meiner Tätigkeit zusammen mit dem Staatsorchester Kassel weiter musizieren zu können“, erklärte Angelico, dessen Vertrag im Sommer 2025 nach acht Jahren auslaufen wird. Auch der stellvertretende GMD und 1. Kapellmeister, Mario Hartmuth, wird das Haus nach Insider-Informationen wohl verlassen.
Im Vorfeld gab es immer wieder Überwerfungen zwischen Lutz und Angelico. Besonders das Orchester hat vehement gegen eine Vertragsverlängerung von Lutz Stimmung gemacht (BackstageClassical hat den Streit ausführlich – und aus der Perspektive beider Seiten – dokumentiert). Im Zentrum stand die akustisch schwierige Situation für Musikerinnen und Musiker in der Raumbühne, außerdem wurde heftige Kritik an Lutz‘ Führungsstil geäußert. Lutz zeigte sich indes enttäuscht davon, dass Details aus dem Findungsprozess für einen neuen GMD aus dem Orchester öffentlich wurden.
Auf BackstageClassical hatte sich in den letzten Wochen Regisseur Barrie Kosky noch auf die Seite von Lutz geschlagen, wohingegen Stuttgarts Intendant Viktor Schoner von einer »etwas anderer Kommunikation in Kassel« sprach, als er über das Verhältnis von GMD und Intendanten an deutschen Stadttheatern redete.
Die Vertragsverlängerung von Lutz wurde bereits an eine Mediation, besonders zwischen Orchester und Intendanz, geknüpft – das Auswahlverfahren für einen neuen GMD befindet sich in der Endphase.