In einem Gespräch mit der FAZ erläutert Berlins Kultursenator Joe Chialo die Herausforderungen durch die massiven Kürzungen im Kulturbereich: Er fordert mehr privates Engagement.
English summary: Berlin’s Culture Senator Joe Chialo discusses the impact of massive budget cuts on the arts sector, emphasizing the need to save €3 billion overall, with €121 million cut from culture. Despite criticism and protests, he defends the necessity of the reductions, citing compromises that reduced planned cuts from €200 million to €130 million. Chialo calls for a cultural shift toward self-reliance and economic competitiveness, proposing alternative funding models like loans and corporate partnerships. He assures that key institutions like the Deutsches Theater and Komische Oper will remain open but stresses structural adjustments. Long-term solutions include raising ticket prices with social provisions and expanding private sponsorship. Chialo remains optimistic but insists on realistic planning amid limited resources.
Trotz Buhrufen und harscher Kritik bei öffentlichen Auftritten zeigt Berlins Kultursenator gegenüber der FAZ Verständnis für die Emotionen der Kulturschaffenden, betont jedoch unbeirrt die Notwendigkeit der Sparmaßnahmen: Der Berliner Haushalt muss 3 Milliarden Euro einsparen, wovon 121 Millionen auf die Kultur entfallen. Chialo beschreibt den Prozess der Haushaltsplanung als komplex, bei dem nicht alle Entscheidungen in seinem Einflussbereich lagen. Er verteidigt seine Position, verweist auf erreichte Kompromisse – etwa die Reduzierung der ursprünglich vorgesehenen Kürzungen von 200 auf 130 Millionen Euro – und lehnt Rücktrittsforderungen ab.
Erstaunlich ist, dass Chialo argumentiert, er hätte noch größere Einsparungen in der Kultur abgewendet. Eigentlich sollten nur 10 Prozent des Kulturhaushaltes gekürzt werden, nun sind es fast 12 Prozent.
Brauchen wir einen Mentalitätswandel?
Chialo fordert darüberhinaus einen Mentalitätswandel in der Kulturszene hin zu mehr Eigenverantwortung und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit. Er schlägt alternative Finanzierungsmodelle wie Kreditlösungen und Partnerschaften mit Unternehmen vor. Dabei betont er, dass wesentliche Kulturinstitutionen wie das Deutsche Theater oder die Komische Oper erhalten bleiben sollen, auch wenn Einsparungen unumgänglich sind. Aber gerade in Zeiten, da große Unternehmen selber den Gürtel enger schnallen und tausende von Mitarbeitern loswerden wollen, scheint die Hoffnung auf privates Engagement wie Zweckoptimismus.
Die Schwerpunkte der Koalition auf Bildung, Sicherheit und Soziales bedeuteten größere Lasten für die Kultur, sagt Chialo der FAZ, sie würden strukturelle Anpassungen erforderlich machen.
Chialo plädiert außerdem für langfristige Lösungen wie höhere Ticketpreise mit sozialverträglichen Kontingenten und den Ausbau privater Förderungen. Trotz der Einschnitte bleibt er optimistisch, die Berliner Kulturlandschaft zukunftsfähig gestalten zu können, fordert jedoch eine realistische Auseinandersetzung mit den begrenzten Mitteln und betont, dass die aktuelle Krise tiefgreifendere strukturelle Veränderungen notwendig macht.