Anna Netrebkos Mann, Yusif Eyvazov, postete gerade, dass er in Moskau aufgetreten ist und versprach: »Ich komme bald wieder«. Seine Frau kämpft derweil um Rehabilitation im Westen.
Es war schon ein wenig erstaunlich, dass Yusif Eyvazov öffentlich auf seinem Insta-Profil über ein Konzert in Russland berichtete und postete: »Thank you Moscow for this unique experience tonight. Missed you and will be back soon.« Ausgerechnet in einer Zeit, in der auf europäischen Bühnen die Rehabilitation seiner Frau Anna Netrebko stattzufinden scheint: Mailand, Wien und in Zukunft vielleicht auch wieder Zürich öffnen ihr die Türen, verschlossen bleiben sie weiterhin an der MET in New York und in Salzburg.
Immer mehr Intendantinnen und Intendanten scheinen zu meinen, dass die russische Sopranistin mit österreichischer Staatsangehörigkeit sich genügend von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine distanziert habe. Gerade erklärte Bogdan Roščić, Intendant der Wiener Staatsoper: »Inzwischen schleimen ihr wieder jene Intendanten hinterher, die sich ursprünglich als moralische Chef-Empörer aufgespielt haben, das ist ganz unterhaltsam«,«
Auch wenn Kritiker weiterhin an Netrebkos Spenden an die Seperatisten im Donbas erinnern, an ihre Nähe zu Vladimir Putin, an ihre künstlerischen Dienste im Sinne Russlands (etwa bei den Olympischen Spielen), auch wenn einigen ihre eher allgemein gehaltene Distanzierung vom Krieg nicht reicht und sie eine aktive Abkehr auch von Vladimir Putin erwarten, scheint Netrebko noch einmal ein Comeback auf europäischen Bühnen zu erleben.
Um so erstaunlicher ist, dass sich ihr Mann ausgerechnet jetzt öffentlich in Sachen Russland positioniert. Zumal an seinem Insta-Post ja auch abzulesen ist, dass auf jeden Fall die Familie in Russland noch nicht in Ungnade gefallen ist. Anfang des Jahres sorgte Evazov mit der Ankündigung für Aufsehen, dass er eine eigene Künstleragentur in Wien gegründet habe: Arena Artists Management. »Unsere Agentur will mit bekannten Sängerinnen und Sängern zusammenarbeiten, mit Regisseuren und Dirigenten – weltweit«, erklärte Eyvazov. Wen genau er verpflichtet hat, ist allerdings unklar. Es gibt zwar einen Eintrag im Österreichischen Unternehmensregister, aber offensichtlich keine Homepage (auf jeden Fall haben wir keine gefunden).
Und dann ist da noch ein weiterer Job von Yusif Eyvazov, der in Europa derzeit etwas befremdlich wirken könnte. Der Tenor wurde zum Direktor der Staatsoper in seiner Heimat Aserbaidschan ernannt. Das ist auch deshalb nicht ganz unkritisch, weil die Oper als Staats-Institution Teil der autokratischen Regierung von Ilham Aliyev gilt, dessen brutales Vorgehen im Bergkarabachkonflikt für Kritik sorgte. Gleichzeitig geht Aserbaidschan auf immer größere Distanz zu seinem einstigen Unterstützer Russland (das im Bergkarabachkonflikt auf Seiten Armenies steht).
Das Künstlerpaar Netrebko/Eyvazov tanzt derzeit auf einem verminten weltpolitischen Parkett. Während Anna Netrebko ihre Rehabilitation im Westen voranzutreiben scheint, wird Eyvazov zunehmend zu einer Art Außenbeauftragter in interntionalen Spannungsfeldern.