Ein bisschen Klassik-Gossip

März 30, 2025
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Ein bisschen Klassik Gossip gefällig? (Bild: KI/DaVici)

Wie wäre es mit einem kleine Gossip-Spiel am Anfang der Woche? Derzeit gibt es allerhand freie Jobs – und ziemlich viele Spekulationen. Versuchen wir einfach  Mal aus Spaß, den Klatsch und Tratsch ein wenig zu ordnen.

Wer wird Chefdirigent der Deutschen Oper?

Berlin ist mit Dirigentenpersönlichkeiten gut und vielseitig bestückt: Die Berliner Philharmoniker werden von  Kirill Petrenko angeführt, Christian Thielemann ist dessen Gegenpol an der Staatskapelle, und Joana Malwitz setzt am Konzerthaus weniger auf Qualität, aber auf von vielen (aus welchen Gründen auch immer) geliebte Kommunikation. Es ist also nicht leicht für den designierten Intendanten der Deutschen Oper, Ariel Cahn, einen Nachfolger von Donald Runnicles zu benennen. In Genf hat er gern mit Marc Albrecht und Jukka-Pekka Saraste zusammengearbeitet, aber durch die Hauptstadt geistert derzeit ein anderer Name: Lorenzo Viotti. Eher ein Leichtgewicht, und vielleicht auch nur ein Journalisten-Tipp, der sich zu sehr verselbständigt. Eine zweite Frau für Berlin wäre sicherlich auch nicht umspannend …   

Und wer geht zur Pariser Oper…

Etwas klarer sind die Gerüchte in Frankreichs Hauptstadt. Alles deutet auf Esa-Pekka Salonen als Nachfolger von Gustavo Dudamel an der Pariser Oper hin, während – und das ist sicher – Philippe Jordan das – Orchestre National de France übernehmen wird, wo er Christian Măcelaru ablöst.

… Was plant die Tschechische Philharmonie? 

Derzeit dirigiert hier noch Semjon Bytschkow als Chef (offiziell bis 2028), aber über die Nachfolge wird bereits spekuliert: Auf Grund seiner Herkunft setzen viele auf Jakub Hrůša – obwohl der mit Covent Garden in Zukunft wohl allerhand zu tun haben wird. Andere denken an einen Altersposten für Simon Rattle – der Ex-Berliner Philharmoniker und derzeitige BRSO-Mann hat immerhin ein großes Faible für Tschechien …

Und wenn es einen vorzeitigen Wechsel in Salzburg gibt?

Der Salzburg-Vertrag von Markus Hinterhäuser läuft bis 2031 – mit einer Option zur vorzeitigen Auflösung im Herbst 2029. Aber natürlich könnte man sich einvernehmlich auch schon vorher trennen. Ich habe mich darüber einmal mit der Künstlichen Intelligenz besprochen.    

Sowohl Perplexity als auch ChatGPT schlagen als Nachfolger den Intendanten der Münchner Staatsoper, Serge Dorny, vor. Der soll sich auch letztes Mal schon beworben und einige Fürsprecher innerhalb des Kuratoriums gehabt haben. Allerdings gilt Dorny bei Teilen seines Münchner Ensembles nicht gerade als Sympathieträger, er ist ein Strippenzieher alter Schule. Dorny wäre die Fortsetzung des alten Intendantentypus‘ mit alten Mitteln und würde die Festspiele auch weiterhin alt aussehen lassen. Offen, ob die Entscheidungsgremien Mut haben, nach Hinterhäuser einen klaren Schnitt und einen bewussten, gegenwärtigen und zukunftsorientierten Neuanfang zu machen. 

Gleiches gilt wohl auch für den derzeitigen Intendanten des Wiener Konzerthauses: Matthias Naske, der ebenfalls von der KI vorgeschlagen wird. Naske hat kaum Opern- und Schauspiel-Erfahrung. Zwar führt er sein Haus solide, aber die einstige Kreativität des Musikmanagers wirkt heute etwas angestaubt und bieder. Außerdem fehlt Naske schlichtweg internationale Weltläufigkeit.

Drei Frauen schlägt die Künstliche Intelligenz mir vor: Sophie de Lint, Direktorin der Niederländischen Nationaloper in Amsterdam, Barbara Frey, die Intendantin der Ruhrtriennale und Elisabeth Sobotka – sie hat in Bregenz Festspielerfahrung gesammelt und spielt in Berlin neben Christian Thielemann derzeit auf Championsleague-Niveau. Allerdings – wie wir gerade gesehen haben – mit einem Spielplan, der eher aus der Vergangenheit kommt.

Schlägt man der KI aktiv den Regisseur und ehemaligen Intendanten der Komischen Oper, Barrie Kosky vor, hält ChatGPT für »eine gute Idee«. Kosky soll auch schon einmal konkret über Ideen für die Festspiele nachgedacht haben und wäre gerade in Zeiten, in denen Regisseure wie Tobias Kratzer oder Velentin Schwarz Opernhäuser als Intendanten neu definieren wollen, eine wirklich spannende Alternative.

Aus einer jüngeren Generation kommt Stuttgarts Intendant Viktor Schoner – einst Referent von Salzburg-Erneuerer Gerard Mortier: Er macht spannendes (zuweilen erfrischend provokantes) Theater in Stuttgart und bindet Stadt und Wirtschaft klug ans Haus. Auch Matthias Schulz soll Interesse bekundet haben: Er segelte in Berlin allerdings zu sehr im Windschatten von Daniel Barenboim und muss in Zürich nun erst einmal zeigen, wer er wirklich ist. 

Es ist auch nicht ganz unvorstellbar, dass Salzburg den großen Konkurrenten aus Frankreich holen könnte: Pierre Audi, der die Festspiele in Aix en Provence zum eigentlichen Sommer-Hotspot gemacht hat. Der 67jährige wäre aber sicher nur ein Übergangskandidat. Gleiches würde für einen erfolgreichen Theaterhaudegen wie Bernd Loebe aus Frankfurt gelten.

Vielleicht kommt aber ja auch alles ganz anders und unvorhersehbar für die KI, und Salzburg stellt das gesamte, alte Führungskonstrukt der Festspiele auf neue Beine: Warum nicht Oper-, Konzert- und Schauspiel-Chefs auf Augenhöhe in einem Führungsteam und die Machtfülle eines Intendanten auf mehrere Schultern verteilen? Dann könnten auch spannende Regisseure oder erfahrende Dirigenten in die Führungsriege treten. Aber vielleicht bleibt auch alles beim Alten und Markus Hinterhäuser wird einfach noch für sechs weitere Jahre im Amt bleiben.

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