»Wir fordern Umdenken vom Concertgebouw«

Mai 16, 2024
1 min read
Das Jerusalem-Quartett (Foto: Jerusalem Quartett, Broede)

Angeblich aus Sicherheitsgründen und Angst vor pro-palästinensischen Demonstrationen hat das Amsterdamer Concertgebouw zwei Konzerte mit dem israelischen Jerusalem Quartet abgesagt. Nun Protestieren Künstler wie Evgeny Kissin, Misha Maisky, Martha Argerich oder Avi Avital mit einer Petition.

Ein Sprecher des Concertgebouw sagte inzwischen, dass die Entscheidung dem Hause nicht leicht gefallen sei. Aber man sei über Demonstrationen informiert worden und habe auf die »aktuellen Ereignisse« reagiert. BackstageClassical druckt die Petition in deutscher Übersetzung ab, die inzwischen auch von Simon Rattle, Anne-Sophie Mutter oder Semyon Bychkov unterschrieben wurde – unterschrieben werden kann sie hier.

Die Petition:

Wir feiern als Musiker  gegenseitigen Respekt über alle Grenzen der Genres hinweg, arbeiten regelmäßig zusammen  und inspirieren uns gegenseitig. Wir sind entsetzt über die jüngste Ankündigung des Concertgebouw, die Aufführungen des Jerusalem Quartetts am 16. und 18. Mai abzusagen.

Die angeführten Bedrohungen für die Sicherheit von Musikerinnen und Musiker, das Konzerthauspersonal und die Öffentlichkeit stehen im Widerspruch zu den hart erkämpften demokratischen Werten und der Meinungsfreiheit. Sie haben in unserer Gesellschaft keinen Platz! Das Verhalten unserer Kunstorganisationen sollte dies widerspiegeln und sich für diese Werte einsetzen.

Indem die Geschäftsleitung des Concertgebouw die abgesagt hat, besänftigt sie eine lautstarke Minderheit, die durch Einschüchterung und  Androhung von von Unordnung und Gewalt eintritt. Es bedarf keines weiten Blickes zurück in die Geschichte, um zu sehen, was passiert, wenn Menschen in solchen Fällen nachgeben.

Alles andere als das Jerusalem Quartett auftreten zu lassen und die geplanten Aufführungen stattfinden zu lassen, wäre moralische Feigheit. Das Concertgebouw muss die Sicherheit der Musikerinnen und Musikern ebenso gewährleisten wie jene des Publikums.

Wir fordern die Geschäftsleitung des Concertgebouw auf, Charakterstärke zu zeigen und die Konzertbühne als Ort der freien Meinungsäußerung und Ort tiefer Sehnsüchte des menschlichen Geistes zu verteidigen. Das Verhalten des Concertgebouw erinnert eher an eine »Erziehung im Käfig voller Narren« statt das eigene Haus als Bastion des Unaussprechlichen zu behaupten. Wir protestieren entschieden gegen dies Absage  und fordern als Musiker eine sofortige Korrektur.

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Wie der Krieg die gute Botschaft müde macht

Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra wirkte ausgelaugt, das Galilee Chamber Orchestra musste seine Auftritte absagen. Wie der Krieg in Nahost die Friedensbotschaft der Musik verändert.

Currentzis gründet neues Label

Der Dirigent Teodor Currentzis hat sein eigenes Aufnahme-Label »Theta« bei Outhere Music gegründet. Den Auftakt macht eine Bruckner-Einspielung mit Utopia.

»Musik ist die Grundlage für Chancen«

Er ist der deutsche Festspiel-Papst: Nach Schleswig Holstein und Mecklenburg hat Matthias von Hülsen vor 10 Jahren auch ein Jugend-Festival in Polen gegründet. Ein Gespräch über die Bedeutung der Musik im Leben

Don't Miss