Teuer, noch teurer – und immer noch nicht fertig

November 3, 2024
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Dirk Kaftan dirigiert das Bauerbeiterkonzert in der Beethovenhalle (Foto: Beethovenorchester, Youtube)

Stuttgart, Köln, Berlin oder Bonn – Kulturbauten befinden sich im Umbau, verschlingen immer mehr Kosten, und ihre Fertigstellung ist selten pünktlich. Ein kleiner Überblick über die aktuelle Situation  

Stuttgart: Bund der Steuerzahler warnt vor Kostenexplosion 

Die geplante Sanierung des Stuttgarter Opernhauses sorgt für Unruhe, berichtet der SWR. Der Bund der Steuerzahler warnt vor einer möglichen Kostenexplosion und kritisiert die mangelnde Transparenz bei der Finanzierung. Ursprünglich war das Projekt mit rund einer Milliarde Euro veranschlagt, doch angesichts steigender Baukosten und der Herausforderungen historischer Bausubstanz zweifelt der Steuerzahlerbund an der Einhaltung des Budgets. »Es könnte wie bei den Kölner Bühnen enden, wo die Kosten auf 800 Millionen Euro gestiegen sind«, so Eike Möller, Landeschef des Steuerzahlerbundes. 

Die Dringlichkeit der Sanierung selbst wird nicht bestritten, doch der Verband fordert Alternativen, sollte das Budget nicht halten. Die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg planen das Projekt gemeinsam und wollen die Kosten teilen. Eine genaue Schätzung soll jedoch erst nach Vorlage der Renovierungspläne Mitte November möglich sein.

Köln: Kosten inzwischen bei 1,5 Milliarden Euro 

Die Sanierung der Kölner Bühnen am Offenbachplatz wird erneut teurer und später fertig als geplant. Die Kosten steigen um rund 150 Millionen Euro auf nun 1,454 Milliarden Euro – ein Plus von etwa zwölf Prozent. Die Fertigstellung der Oper, des Schauspielhauses und weiterer Spielstätten verzögert sich zudem bis Ende 2025, wie das Kulturdezernat mitteilt. Ursache für die Kostenexplosion seien gravierende Koordinationsprobleme und Mängel auf der Baustelle mit rund 2300 Räumen, die wiederholt Um- und Neuplanungen erforderten. Auch Mieten für Ausweichspielstätten belasten das Budget weiter. Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Baudezernent Markus Greitemann kritisieren die Situation als »Desaster«. Der Stadtrat, der bereits 709,4 Millionen Euro genehmigt hatte, soll nun ein höheres Budget beschließen. Eine neue Baustellenorganisation soll die Fertigstellung zunächst der Oper, dann des Schauspielhauses und schließlich der kleineren Spielstätten absichern, um bis 2026/27 den Betrieb am Offenbachplatz wieder aufzunehmen.

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Berlin: Komische Oper soll günstiger umgebaut werden

Die Sanierung der Komischen Oper in Berlin-Mitte wird trotz Kostenüberlegungen fortgesetzt, ein Baustopp ist vom Tisch. Kultursenator Joe Chialo (CDU) bestätigte, dass die Oper nach Abschluss der Arbeiten in etwa fünf bis sechs Jahren an die Behrenstraße zurückkehrt. Aktuell ist das Ensemble im Schillertheater in Charlottenburg untergebracht, das jedoch weniger Plätze und eingeschränkte Lagerkapazitäten bietet, was die Einnahmen mindert. Derzeit sind für die Sanierung rund 478 Millionen Euro veranschlagt, doch angesichts knapper Berliner Haushaltsmittel könnten Einsparungen geprüft werden. SPD-Kulturpolitikerin Melanie Kühnemann-Grunow und die Co-Intendanten der Oper plädieren für eine vollständige Umsetzung des Projekts, während die Grünen vor Einschnitten warnen, die am Ende teuer zu stehen kommen könnten. Die abschließenden Entscheidungen darüber sollen in den anstehenden Haushaltsgesprächen des Abgeordnetenhauses fallen.

Bonn: Beethovenhalle wird endlich eröffnet

 Nach jahrelangen Verzögerungen nähert sich die Sanierung der Bonner Beethovenhalle ihrem Abschluss. Der letzte Arbeitsschritt ist für Dezember 2024 geplant, ein Jahr später, am 16. Dezember 2025, soll die Eröffnung gefeiert werden. Dennoch bleibt Vorsicht geboten, da das Jahr bis zur Eröffnung zur Feinabstimmung und für Tests der Betriebsabläufe genutzt wird, schreibt Guido Krawinkel in der NMZ.  Ein Baustellenkonzert des Beethovenorchesters hat kürzlich für Aufbruchsstimmung gesorgt, die Arbeiten an der Akustik laufen. Das Architekturbüro NSA wurde nach Streitigkeiten entlassen, unter Projektleiter Steffen Göbel wurde das Vorhaben jedoch stabilisiert. Die Kosten bleiben unter Kontrolle, obwohl Herausforderungen wie die originalgetreue Rekonstruktion von Lampen und die Sanierung korrodierter Heizkörper zusätzliche Ausgaben bedeuten. Bonns zweites Großprojekt, das Opernhaus, befindet sich derzeit noch in den Voruntersuchungen.  

Bauarbeiter-Konzert des Beethoven-Orchesters in Bonn

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