Die Präsidentin der Liszt-Hochschule in Weimar, Anne-Kathrin Lindig, will das Institut für Alte Musik abschaffen. Deshalb steht sie unter Druck. Eine Petition hat bereits 17.000 Unterschriften gesammelt.
An der Musikhochschule Weimar tobt ein vehementer Richtungsstreit: Es geht um die geplante Abschaffung des renommierten Instituts für Alte Musik. Die Präsidentin der Liszt-Hochschule, Anne-Kathrin Lindig, will stattdessen Fächer wie Pädagogik, die Lehramtsausbildung, das Kulturmanagement und sogenannte »kleine Fächer« wie Klavier, Akkordeon, Gitarre, Orgel oder Jazz stärken. Außerdem will Lindig einen neuen Studiengang »Musiktherapie« installieren.
Fast 17.000 Menschen haben bereits die Petition »Rettet das Institut für Alte Musik an der Hochschule für Musik in Weimar!« unterschrieben. Sie verweisen auf die lange Tradition der Institution: »Das Institut ist ein Herzstück der reichhaltigen Barockmusik in Thüringen«, heißt es. »Es bildete die Grundlage für renommierte Ensembles und Festivals wie Cantus Thuringia & Capella, Capella Jenensis und die BachBiennale.«
Besonders Studierende halten die Schließungspläne für fadenscheinig, sie basierten »auf angeblich sinkenden Bewerberzahlen, doch diese Annahmen sind schwach dokumentiert. Es fehlen Prognosen und Marketingstrategien, die zeigen könnten, wie die Nachfrage gesteigert werden kann, zumal die Bewerberzahlen in der Alten Musik immer einer eher höheren Volatilität ausgesetzt waren.«
Besonders wird beklagt, dass die Präsidentin einen Alleingang ohne Dialog plane. »Trotz mehrfacher Nachfragen hält die Hochschulleitung die Entscheidungsprozesse unter Verschluss und verweigert öffentliche Stellungnahmen«, heißt es in der Petition. Dieses Verhalten beklagt auch die Thüringer Allgemeine Zeitung. Sie berichtet: »Die Präsidentin der Liszt-Hochschule hält, den eklatanten Plan nach Kräften unter der Decke und lehnt öffentliche Stellungnahmen kühl ab. Auf entsprechende Anfrage unserer Zeitung lässt sie ihren Sprecher lapidar antworten, es handle sich um einen ‚hochschulinternen Diskussionsprozess‘, der ca. Mitte diesen Jahres abgeschlossen sein solle. Sie bitte ‚um Verständnis, dass keine Arbeitsstände bzw. Zwischenergebnisse kommuniziert werden können‘.«
Auch, wenn die Situation noch offen ist, gibt es bereits betroffene Musikerinnen und Musiker wie die Barockgeigerin Lina Tur Bonet. Sie soll als Nachfolgerin von Midori Seilers eigentlich ins unbefristete Dienstverhältnis übernommen werden – doch auch sie muss nun eine Entscheidung abwarten.
Die aktuelle Petition fordert den Erhalt des Instituts für Alte Musik an der Franz-Liszt-Hochschule für Musik in Weimar und argumentiert: »Die Schließung wäre nicht nur ein kultureller Verlust für Weimar und Thüringen, sondern würde auch ein verheerendes Signal an die internationale Musikwelt senden. Die Originalklang-Bewegung, die vor 50 Jahren u.a. von Nikolaus Harnoncourt initiiert wurde, ist heute etablierter denn je. Ein Rückzug aus der Ausbildung und Pflege dieser Musikrichtung wäre daher kurzsichtig und unverantwortlich.«