Das launige »Guten Morgen, …«-Gespräch mit Moritz Eggert. Er fordert Gelder aus KI-Kompositionen, ein Digital-Orchester für den öffentlich rechtlichen Rundfunk und wundert sich, warum Maximilian Maier ihn nicht zurück ruft.
Moritz Eggert ist Präsident des Deutschen Komponistenverbandes. Im Podcast »Guten Morgen …« von BackstageClassical fordert er mehr Transparenz bei KI-Programmen für Musik. Der Komponistenverband wird aktiv fordern, dass Künstlerinnen und Künstler, deren Werke als Vorlagen dienen, an den Umsätzen beteiligt werden. Außerdem spricht Eggert über die Kultur im öffentlich rechtlichen Rundfunk und fordert ein eigenes Internet-Orchester. Und er wundert sich, warum ihm Maximilian Maier vom Bergson nicht antwortet!
Über die Zukunft der KI in der Musik
»Programme wie UDIO sind Gamechanger. Die schaffen, was wir vor Jahren noch nicht für möglich gehalten haben: sie komponieren echte Musik mit Hooklines, Zwischenspielen und harmonischen Verschiebungen. Das wirft natürlich viele Fragen auf. Wir brauchen eine Transparenz der Blackbox der KI. Welche Musik wird aufgesogen, wem gehören die Rechte, und wie werden sie verteilt? Das ist, was uns vom Komponistenverband derzeit beschäftigt. Ich glaube, der Live-Markt wird in Zukunft noch wichtiger, um Geld zu verdienen. Das hat sich in den letzten Jahren ja schon verschoben, weg von Aufnahmen, hin zu den Konzerten. Wir vom DKV fordern, dass es Abgaben an jene Autorinnen und Autoren gibt, deren Arbeiten als Vorlagen dienen. Dafür ist es wichtig, dass wir Licht ins Dunkel der Blackboxen bekommen. Bei UDIO im Impressum liest man Namen wie Meta und andere große Player der digitalen Welt, es geht also nicht um irgendein Startup, sondern um richtig viel Geld. Die haben Zugang zu Daten, die wir uns gar nicht vorstellen können. YouTube zahlt zwar an die GEMA, aber was, wenn diese Daten an KI-Unternehmen weitergegeben werden? Es gibt dafür noch keine Regeln. Das ist ein großes Problem!«
Über Kultur beim öffentlich rechtlichen Rundfunk
»Der Rundfunk sollte sich vielleicht etwas mehr Kompetenz von jüngeren Künstlerinnen und Künstlern holen – denn dort sitzen oft eher ältere Menschen, die krampfhaft versuchen, ein neues Publikum zu erschließen. Kai Gniffke sagt explizit, dass das alte Publikum wegstirbt. Und da muss man nun kreativ sein. Es ist verständlich, dass das Musikprogramm aus dem linearen Angebot in das digitale Angebot wandert. Aber diese Umstrukturierungen sind derzeit hauptsächlich Ankündigungen. Ich schlage zum Beispiel schon lange vor, dass wir ein Internet-Orchester brauchen, das ganz bewusst Content für das Netz anbietet.«
Über die Angst vor dem Begriff der Kultur
»Ich befürchte, dass beim öffentlich rechtlichen Rundfunk Angst vor dem Begriff Kultur herrscht. Nicht, weil man selber Angst vor der Kultur hat, sondern weil Kultur zu einem Kampfbegriff, besonders der Rechten, geworden ist: Kultur steht im Verdacht, woke zu sein, und das vermeidet man dann gern. Deshalb heißt rbbkultur nun auch radio3.«