Berlins Kultursenator tut sich schwer, einen Intendanten neben Joana Mallwitz zu finden. Nun haben auch noch zwei Mitglieder sein Beratungsgremium verlassen. Wird ein Hamburger das Haus in Zukunft leiten?
Berlins Kultursenator Joe Chialo hat keinen guten Lauf. Nach dem krachenden Scheitern seiner Antidiskriminierungsklausel droht nun auch die Besetzung einer der wichtigsten Posten im Berliner Kulturleben aus dem Ruder zu laufen: die Intendanz des Berliner Konzerthauses.
Der Vertrag von Joana Mallwitz, der Chefdirigentin des Konzerthausorchesters, sieht offenbar vor, dass sie auch weitreichendes Mitspracherecht in der programmatischen Planung des Hauses hat und eine Intendantin oder ein Intendant neben ihr relativ wenig Handlungsspielraum hätte. Das mag ein Grund sein, warum es bislang schwer gefallen ist, überhaupt renommierte Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Und nun scheint es auch in der Findungskommission gewaltig zu krachen. Zwei Mitglieder, so hört man, sollen entnervt das Handtuch geworfen haben.
BackstageClassical hat bei Joe Chialo nachgefragt, dessen Sprecher, Michael Wallies, die Causa bestätigt. Nach Interpretation des Kultursenats sahen sich die zwei Mitglieder allerdings »unabhängig voneinander aufgrund von internationalen Konzertverpflichtungen, Auslandsaufenthalten oder Gastspielreisen nicht mehr in der Lage, ihren Aufgaben im Gremium angemessen gerecht zu werden.« Chialos Sprecher machte außerdem klar, dass es sich bei dem Gremium nicht um eine Findungskommission handle, sondern um ein »Beratungsgremium«, das den Senator bei seiner Entscheidungsfindung unterstütze. Nach Informationen von BackstageClassical soll es sich bei einem der Mitglieder um den Gewandhausdirektor Andreas Schulz handeln.
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Chialos Staatssekretärin, Sarah Wedl-Wilson, hatte den Senator anfänglich im Verfahren um die Konzerthaus-Intendanz vertreten, bis Chialo die Entscheidungsfdindung selber übernahm. Wedl-Wilson verwies bei Anfrage auf den Senator.
Es ist unüblich, dass gleich zwei Berater ihre Aufgabe niederlegen – zumal inzwischen ja auch digitale Möglichkeiten bestehen, um an den Gesprächen teilzunehmen. In Berlin kursiert das Gerücht, dass der Senator während der Findung einen eigenen Favoriten ins Spiel gebracht und für ihn gekämpft habe. Danach gefragt, antwortet der Kultursenator nicht.
Inzwischen zieht sich die Findung einer neuen Konzerthaus-Intendanz quälend hin. Es heißt, dass Mallwitz einige Kandidaten bereits abgelehnt hätte. Inzwischen scheint sich – auch das ist noch ein unbestätigtes Gerücht – alles auf den derzeitigen künstlerischen Manager des Hamburger Ensemble Resonanz, Tobias Rempe, hinauszulaufen. Sicher ist nur so viel: Das Prozedere hat denjenigen oder diejenige, die es am Ende werden schon jetzt beschädigt.