In München begann eine Aufführung der Matthäuspassion unter Simon Rattle mit einer Protest-Aktion von Chor und Orchester.
Die Matthäuspassion mit Simon Rattle und dem BRSO begann mit »Wir setzen uns mit Tränen nieder« – Chor und Orchester hatten in gelben Westen die Bühne betreten. Eine Protest-Aktion und der Ruf nach höherem Gehalt. Auf einem Flugblatt war zu lesen:
»Die Gewerkschaft unisono Deutsche Musik- und Orchestervereinigung ruft seine Mitglieder zum Streik auf, um der berechtigten Forderung nach einer Erhöhung der Gehälter Nachdruck zu verleihen. Die Verhandlungen der aktuellen Lohnrunde im BR haben bislang nicht zu einer Einigung geführt, da der BR uns kein adaquates Angebot vorgelegt hat.
Wir fordern eine Gehaltserhöhung nach dem Vorbild des Offentlichen Dienstes um 10,5 Prozent, mindestens jedoch um 500 Euro für die Beschäftigten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie des Chors des Bayerischen Rundfunks. Wir fordern die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und der Nachwuchsförderung des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, des Münchner Rundfunkorchesters sowie des Chors des Bayerischen Rundfunks.«
BR-Intendantin Katja Wildermuth saß im Publikum und hörte sich die Forderungen regungslos an, berichtet Eric Dietenmeier auf Facebook. Am Ende wurde dann doch die Matthäuspassion unter Sir Simon angestimmt.
Kommentar von Dietenmeier: »Er versucht schon beim Eingangschoral die durch Ansprachen verlorene Zeit wieder reinzuholen. Die namhaften Solist:innen – allen voran der Evangelist – kommen stimmlich hörbar an ihre Grenzen. Meine Sitznachbarin strickt während der Aufführung an ihrem Schal. Wohl die einzig vernünftige Reaktion an diesem Abend …«