Eine »hochrangige Führungskraft« der Kölner Philharmonie wird beschuldigt, bei einer Betriebsfeier übergriffig geworden zu sein – das Verfahren dauert an. Nun greift die Oberbürgermeisterin ein.
Bei einer Betriebsfeier der Kölner Philharmonie am 4. Oktober 2022 soll es zu Übergriffen gekommen sein: Zwei Mitarbeiter hatten sich über die das übergriffige Verhalten einer »hochrangigen Führungskraft« beschwert. Doch der Vorfall ist bis jetzt ungenügend aufgeklärt: am 18. November fand offenbar ein Gespräch zwischen Geschäftsleitung und Betriebsrat statt – aber es passierte wenig. Als fünf Monate später immer noch nichts passiert war, haben sich die Betroffenen an die Beschwerdestelle Themis gewandt. Über diesen Fall haben die Journalisten Matthias Bendorf und Tim Attenberger für den Kölner Stadtanzeiger lange recherchiert.
Das Erschreckende ist, dass die Fälle bis zur Meldung bei Themis auch nicht bei der Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeisterin Henriette Reker, landeten. Sie erfuhr erst am 26. Mai von den Vorfällen. Am 27. Mai folgte eine offizielle Ermahnung: »Durch die Beschwerden der oben genannten betroffenen Mitarbeiter wurde sichtbar, dass es bei der Köln-Musik keine hinreichend funktionierende Beschwerdestelle nach dem AGG, jedenfalls aber kein hinreichend funktionierendes Beschwerdeverfahren gibt.« Und tatsächlich ist der Vorfall bis heute nicht wirklich aufgeklärt. Bis 16. Januar 2024 war die Kanzlei Seitz als AGG-Beratungsstelle tätig. Sie kam zu »keinem eindeutigen rechtlichen Ergebnis« und sprach von »eher niedriger Intensität». Der Aufsichtsrat erklärte aber, dass das Verhalten der Führungsperson »unangemessen und grenzüberschreitend« gewesen sei. Themis kritisiert, »dass bei Köln-Musik kein Wissen bestehe, wie ein derartiges Verfahren durchzuführen« sei. Intendant der Kölner Philharmonie ist Louwrens Langevoort.
BackstageClassical liegen (bislang unbestätigte) Informationen vor, nach denen es immer wieder zu Belästigungen junger Männer und Saaldiener durch die »hochrangige Führungskraft« in der Philharmonie gekommen sei – bereits 2007 soll es schon Mal Beschwerden gegeben haben, die allerdings ohne Konsequenzen blieben.
Besonders nach der aktuellen Debatte um den Kölner GMD François-Xavier Roth und dessen Dicpick-Affäre tut Aufklärung Not. Es wird immer deutlicher, dass Köln offenbar ein strukturelles Führungsproblem hat.