Lieber Joe Chialo,

Oktober 7, 2025
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Joe Chialo (Foto: Heidrich)

ich habe Sie neulich im Foyer der Hamburgischen Staatsoper gesehen. Waren Sie das überhaupt? Waren Sie wirklich freiwillig in der Oper? In Berlin wollten Sie die Theater doch noch abholzen! Waren Sie nun wirklich wegen Schumann da? Oder wegen der Kameras? Oder haben Sie nur das Licht von Tobias Kratzers Saisonstart gesucht? So wie damals, als Sie andauernd hinter Friedrich Merz in die Kameras gegrinst haben – und dann doch nicht der große Bundeskultur-Macker wurden?

Sie waren Senator. Jetzt sind Sie wieder Unternehmer. Ein »Plattenfuzzi«, wie wir früher gesagt haben. Der Spiegel hat sie gerade interviewt. Sie seien jetzt freier, haben Sie gesagt. Könnten mehr gestalten. Debatten von hinten anschieben. Jetzt sind Sie wieder Chef ohne nervige Mitarbeiter, die Ihren Führungsstil kritisieren. Sie machen wieder auf dicke Hose. Aber keinen interessiert es.

Schön, wenn Sie sich Mal wieder in die Oper verirren, um gesehen zu werden. Vielleicht klappt es als Polit-Rentner dieses Mal ja auch besser mit dem Zuhören.

Axel Brüggemann

Axel Brüggemann arbeitet als Autor, Regisseur und Moderator. Er war als Kulturredakteur und Textchef bei der Welt am Sonntag tätig und schrieb danach für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Heute veröffentlicht er u.a. im Tagesspiegel, im Freitag, der Jüdischen Allgemeinen oder in der Luzerner Zeitung. Er arbeitet für Radiosender wie den Deutschlandfunk, den WDR oder den HR. Seine Fernsehsendungen und Dokumentationen (für ARD, ZDF, arte oder SKY) wurden für den Grimmepreis nominiert und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Brüggemann schrieb zahlreiche Bücher u.a. für Bärenreiter, Rowohlt, Beltz & Gelberg oder FAZ Buch.

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