Kampf dem Musiklehrermangel

April 10, 2024
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Eine Schulklasse in einem verwüsteten Musikraum
Das Ende des Musikunterrichts? (Bild: DaVinci KI)

Lübeck startet ein neues Programm für Quereinsteiger im Musikunterricht. Langfristig wird das wohl keine Probleme lösen.

In der Musiknation Deutschland fällt an Grundschulen fast die Hälfte des Musikunterrichts aus. Der Grund für diesen desolaten Zustand: Lehrermangel. Und daran ist unter anderem ein viel zu komplexes Musikstudium Schuld. Es gibt immer weniger Anwärterinnen und Anwärter, die sich für das langwierige Studium interessieren. Und wer Musik studiert, meidet am Ende die aufreibende Arbeit vor einer Klasse. Nun soll ein neuer Studiengang in Lübeck eine Lösung bringen. 

Das Programm »MusikPlus« wendet sich besonders an Quereinsteiger. Geplant ist ein so genannter »Umstiegs-Master«, der sich an Musikerinnen und Musiker mit einem Bachelor in einem Musikfach wendet. Sie können sich pädagogisch und musikpädagogisch weiterbilden lassen und gleichzeitig auch in anderen Fächern wie Mathe oder Deutsch zertifiziert werden. So sollen schnell Lehrkräfte auf den Markt gebracht werden.

»Auch am Gymnasium, was noch bis vor wenigen Jahren ganz gut versorgt war, tun sich mittlerweile große Lücken auf.«

Martin Weber (Vorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker)

Der größte Vorteil: Dem Fachkräftemangel kann auf diese Art relativ schnell entgegengewirkt werden. Bereits 2026 sollen erste Grundschullehrerinnen und -lehrer ihren Dienst antreten können.  Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien sagt gegenüber dem NDR: »Ich bin optimistisch, dass dieser Quereinstiegsmaster durchaus auch eine Blaupause für weitere Zielgruppen in weiteren Mangelfächern, wie zum Beispiel in der Mathematik, sein wird und auch helfen wird, an den anderen Hochschulen die Studienstrukturen zusätzlich weiterzuentwickeln.«

Der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Schulmusiker, Martin Weber, warnt gegenüber dem NDR allerdings, dass der Lehrermangel längst kein Problem allein der Grundschulen mehr sei: »Mittlerweile hat sich das auf die anderen Schulformen weiter ausgebreitet. Auch am Gymnasium, was noch bis vor wenigen Jahren ganz gut versorgt war, tun sich mittlerweile große Lücken auf. Wir haben auch den Demografie-Faktor, dass viele Kolleginnen und Kollegen, die unterrichten, schon älter sind, und so wird sich das Problem wahrscheinlich sogar in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen.« 

Für Weber ist es ein Problem, dass viele Studierende nach dem Studium nicht das Referendariat antreten und den Schulunterricht meiden: »Dieses Problem hat sich dadurch verschärft, dass es zum Beispiel an der Musikhochschule Hannover einen fächerübergreifenden Bachelor gibt, in dem alle Musikstudenten erst mal ein gemeinsames Grundstudium machen, bevor sie sich dann für bestimmte Fachrichtungen entscheiden. So entscheiden sich viele, die einen Bachelor oder Master machen, dann erst einmal für andere berufliche Zweige im Musikbereich. Ich glaube, der entscheidende Knackpunkt ist: Wie kriegen wir die fertigen Lehramtsstudenten ins Referendariat und in die Schule?«

Das Quereinsteiger-Modell in Lübeck ist also ein verzweifelt gestrickter Aktionsplan, der den Fachkräftemangel mit der Förderung von Quereinsteigern möglichst schnell bekämpfen will. Kurzfristig ist das sicherlich hilfreich – eine langfristige Lösung ist das kaum.  

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