Der Geiger Christian Tetzlaff erklärt die Absage seiner USA-Tournee aus Protest gegen Donald Trump im BackstageClassical Podcast
English summary: Violinist Christian Tetzlaff explains BackstageClassical why he canceled his U.S. tour in protest against Donald Trump. He criticized rising fascist tendencies, political inertia, and the influence of wealthy elites. Concerned about democracy and human rights, he urged Europe to uphold its values. Tetzlaff emphasized the role of artists in taking a stand against injustice..
Der Geiger Christian Tetzlaff hat seine bevorstehenden Konzerte in den USA abgesagt. Wie er in einem Interview mit der New York Times bekannt gab, ist dieser Schritt ein bewusster Protest gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. In einem ausführlichen Gespräch im BackstageClassical-Podcast erläuterte Tetzlaff seine Beweggründe und zeigte sich tief besorgt über die aktuelle politische Entwicklung in den Vereinigten Staaten.
Tetzlaff kritisierte besonders, wie viele Menschen unter der Trump-Regierung leiden und zog historische Vergleiche, indem er an die Rolle von Künstlerinnen und Künstlern in Zeiten des Nationalsozialismus erinnerte. Vieles in den USA erinnere ihn derzeit an die Aushebelung demokratischer Gremien und die planmäßige Unterwanderung des demokratischen Staates, wie sie schon die Nationalsozialisten betrieben hätten. Er verwies auf seine Gespräche mit dem Historiker Jeremy Eichler, der die Verstrickung von Künstlern in totalitäre Systeme erforscht hat. Tetzlaff kritisierte insbesondere die »Schockstarre« vieler Amerikaner angesichts der schnellen politischen Veränderungen unter Trump. »Diese Geschwindigkeit ist atemberaubend und macht es nachvollziehbar, dass viele Menschen erstarren – aber genau das ist auch sehr gefährlich.«
Mit Bedauern sprach Tetzlaff über die Konsequenzen seiner Entscheidung. »Es ist schade um die tollen Städte und die wunderbaren Menschen, die ich nun erst einmal vermissen werde«, sagte er. Dennoch sehe er keine kurzfristige Verbesserung der politischen Lage. »Ich bin 58 Jahre alt und kann derzeit nicht erkennen, dass die US-Administration in einigen Jahren abgewählt wird. Die Entscheidung ist sehr bitter und hat mich viele schlaflose Nächte gekostet.«
Tetzlaff betonte, dass er als Künstler eine Verantwortung trage, Verletzungen von Menschenrechten und demokratischen Prinzipien nicht einfach hinzunehmen. Musik und Kultur müssten Werte transportieren und eine gemeinsame gesellschaftliche Basis schaffen. Auch mit Blick auf Europa sieht er besorgniserregende Entwicklungen, bleibt aber vorsichtig optimistisch: »Durch klare politische Kommunikation können wir eine Partei wie die AfD vielleicht auch wieder unter 15 Prozent bringen.«
Er rief dazu auf, schon im Kleinen Haltung zu zeigen, etwa durch bewusste Konsumentscheidungen. »Wir sollten uns überlegen, was wir mit unseren Käufen unterstützen – sei es bei Tesla oder Amazon.« Sein Ziel sei es, andere zu ermutigen, sich für Mitgefühl und ein offenes Miteinander einzusetzen. Auf die Reaktionen zu seinem Interview angesprochen, berichtete Tetzlaff von großer Zustimmung – auch von Menschen mit ukrainischem Hintergrund, die seine Haltung ausdrücklich würdigten.