Wie es nach einem Sieg von Donald Trump um die Kultur stehen wird, macht Floridas Gouverneur Ron DeSantis gerade vor: er hat über Nacht den kompletten Kulturetat gestrichen.
Heute nacht um drei Uhr deutscher Zeit startet in den USA der große Showdown im Duell zwischen Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer, dem Ex-Präsidenten Donald Trump. Es ist kaum davon auszugehen, dass Kultur in diesem Duell eine Rolle spielen wird. Um zu sehen, wie die republikanische Partei von Donald Trump es mit Theatern und Museen hält, braucht man allerdings nur nach Florida zu schauen. Dort hat Gouverneur Ron DeSantis – einst Rivale und inzwischen Unterstützer von Trump – in einer Nacht- und Nebel-Aktion die gesamten Kultur-Unterstützung des Staates gestrichen – 32 Millionen Dollar wurden so eingespart. Warum, weiß niemand.
Der Direktor der Sarasota Opera in Florida, Richard Russel, sagte der New York Times, dass er von heute auf morgen auf 70.000 Dollar verzichten müsse. Das würde seine Oper zwar nicht in ihrer Existenz gefährden, da ein Großteil der Gelder aus dem Ticketverkauf und aus privaten Quellen käme, aber er müsse durchaus ein Notfallplan entwickeln.
Floridas Kulturschaffende sind auch deshalb schockiert, weil es einen derart radikalen Einschnitt in das Kulturbudget in den USA noch nie gegeben hat. Was die Kulturwelt besonders erschüttert, ist, dass DeSantis keinerlei Erklärung zu den Einsparungen gegeben hat. In einem Statement seines Büros hieß es lediglich, dass die Einschnitte »im besten Interesse für den Staat Florida« seien.
Besonders irritierend ist, dass Florida vor einigen Jahren noch überdurchschnittlich viel für die Kultur ausgegeben hat. Mit durchaus großem Erfolg: Städte wie Sarasota oder das amerikanische St. Petersburg führen den massiven Zuzug auch auf das kulturelle Angebot zurück. All das wird nun rückgängig gemacht.
Nach Angaben der New York Times haben von den 108 betroffenen Organisationen 73 Prozent angegeben, dass sie weitermachen wollen wie bisher. Aber die Einsparungen werden Konsequenzen haben. 41 Prozent der Institutionen erklärten, dass sie an öffentlichen Aufführungen sparen werden, 35 Prozent wollen ihre Jugendprogramme kürzen, die zum großen Teil von staatlichen Geldern finanziert wurden, und 31 Prozent gaben an, dass sie Personal entlassen müssen.
Im Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump wird die Kultur wohl kaum eine Rolle spielen. Aber was Ron DeSantis in Florida quasi über Nacht vorgemacht hat, blüht den USA flächendeckend, wenn der eher kunstferne Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt wird.
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