Streit um ein YouTube-Video, in dem Pianistin Anik Göttler den Boykott von »Jugend Musiziert« fordert. Der Deutsche Musikrat reagiert mit Zurückweisung.
English summary: A video by pianist Anik Göttler calling for a boycott of „Jugend musiziert“ sparks controversy. She criticizes participant limits and lack of financial transparency. The German Music Council rejects her claims.
Ein YouTube-Video der Konzertpianistin Anik Göttler sorgt derzeit für Aufsehen. Göttler kritisiert die darin die geplante Kontingentierung des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert und ruft Teilnehmende und Juroren zum Boykott auf.
In erster Linie argumentiert Göttler gegen die Einführung einer Kontingentierung für die Teilnahme am Bundeswettbewerb. Sie bemängelt, dass aufgrund dieser neuen Regelung, die die Anzahl der Teilnehmer pro Bundesland begrenzt, qualifizierte Kinder und Jugendliche möglicherweise nicht zum Bundeswettbewerb zugelassen werden, obwohl sie sich dafür qualifiziert haben.
Außerdem kritisiert die Pianistin die mangelnde Transparenz des Deutschen Musikrats bezüglich der Finanzen des Bundeswettbewerbs. Sie kritisiert, dass der Deutsche Musikrat trotz Nachfragen der Landesmusikräte nicht offenlegt, wie viel Geld tatsächlich für den Bundeswettbewerb benötigt und wofür es ausgegeben wird. Sie empfindet dies als »komischen Beigeschmack«, insbesondere da es sich um Steuergelder handelt.
Für Göttler ist die Beschwerde, dass Baden-Württemberg zu viele Teilnehmer zum Bundeswettbewerb schicken würde ungerechtfertigt. Sie argumentiert, dass Baden-Württemberg überdurchschnittlich viele erste Bundespreise gewinnt, was ihrer Ansicht nach die hohe Qualität der musikalischen Bildung und der Wettbewerbe in diesem Bundesland belegt. Sie empfindet es als unfair, Baden-Württemberg dafür zu »bestrafen«.
Der Musikrat (DMR) weist Göttlers Kritik in einem Statement zurück und bedauert, dass Göttler vor der Veröffentlichung ihres Videos keinen Kontakt mit dem Musikrat aufgenommen habe. Dadurch hätten ihrer Ansicht nach zahlreiche sachlich falsche Aussagen vermieden werden können. Das Video enthalte neben falschen Fakten auch irreführende und manipulativ-unvollständige Behauptungen, insbesondere bezüglich Fördersummen, Gleichbehandlung der Bundesländer und Transparenz der Wettbewerbskonzeption. Zudem kritisiert der DMR ehrverletzende Aussagen in dem Video, wie: »… welche machtgeile Sau war das?« und »… für diese Schweine spiele ich nicht.«
Der DMR bedauert die Verunsicherung, die durch das Video bei den rund 2.000 jungen Musikerinnen und Musiker, die im Juni am Bundeswettbewerb in Wuppertal teilnehmen werden, sowie bei ihren Eltern und Musiklehrer:innen entstanden ist. Trotzdem: Irgendwie lässt auch die Antwort allerhand Fragen, die Göttler gestellt hat, offen.