Rotstift in Leipzig und Stuttgart

Juli 12, 2025
1 min read
Das Gewandhaus in Leipzig (Foto: BC)

Finanzengpässe zwingen die Kulturpolitik zu massiven Einsparungen: In Leipzig trifft es das Gewandhaus, in Stuttgart die Oper. 

Die Luft wird dünner, und das Geld wird knapper – das bekommen  Kultureinrichtungen derzeit in Stuttgart und Leipzig zu spüren. In Leipzig werden allein 2026  914.000 Euro bei Schauspiel und Gewandhaus gekürzt, in Stuttgart wird ein neues Konzept für den Opernumbau angedacht.     

Leipzig muss angesichts der angespannten Finanzlage kräftig sparen. Der Doppelhaushalt 2025/26 ist bislang nicht genehmigt, die Stadtverwaltung hat daher ein erstes Sparkonzept vorgelegt. Geplant sind Kürzungen von insgesamt 27,5 Millionen Euro in den kommenden zwei Jahren. Bereits im laufenden Jahr wird das Budget um 7,5 Millionen Euro reduziert, für 2026 sind weitere 20 Millionen Euro weniger vorgesehen. Besonders betroffen sind die Bereiche Kultur, Flüchtlingsunterbringung, Schulsozialarbeit und Tourismusförderung. So werden die Zuschüsse für Oper, Schauspiel und Gewandhaus 2026 um rund 914.000 Euro gekürzt, bei der Flüchtlingsunterbringung sollen 1,4 Millionen Euro eingespart werden. Die Stadt rechnet zugleich mit Mehreinnahmen von knapp 680.000 Eurodurch Rückforderungen bei Unterhaltsvorschüssen.

Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) betont, die Einsparungen seien angesichts der schwersten Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg unvermeidbar. Finanzbürgermeister Torsten Bonew (CDU) verweist auf die Notwendigkeit verschärfter Haushaltsdisziplin, um Leipzigs Handlungsfähigkeit zu sichern. Der Stadtrat hatte im März den Haushalt und ein freiwilliges Haushaltssicherungskonzept beschlossen, das bis 2027 Einsparungen von 100 Millionen Euro vorsieht. 

Kürzungen auch in Stuttgart 

Auch in Stuttgart setzen Stadt und Land angesichts steigender Kosten und einer angespannten Haushaltslage bei der milliardenschweren Sanierung der Stuttgarter Oper den Rotstift an. Die Planungen für einen Teil des Großprojekts, insbesondere für den Bau einer Interims-Spielstätte, werden grundlegend überarbeitet. Das kündigte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) nach einer Sitzung des Verwaltungsrats der Württembergischen Staatstheater an. »Wir müssen das Grundkonzept für den Interimsbau deutlich überarbeiten«, sagte Olschowski. Seit Beginn der Planungen seien die Baukosten in Deutschland deutlich gestiegen, die Haushaltslage von Kommunen und Land sei dramatisch.

Die Projektgesellschaft ProWST, die seit Sommer 2024 für die Ausweichspielstätte zuständig ist, hatte zuletzt nach Möglichkeiten gesucht, den Bau zu beschleunigen. Das Ergebnis sei jedoch ernüchternd, so Olschowski. Der aktuelle Zeitplan sei bereits ambitioniert, zudem werde der bisher geplante Kostenrahmen voraussichtlich nicht zu halten sein. Die Ministerin kündigte eine »deutliche Richtungsänderung« und »spürbare Veränderungen« an. Unter anderem werde geprüft, ob andere Räume in der Stadt, etwa Probestätten, genutzt werden können. Auch bei Büros, Garderoben und Logistikflächen soll gespart werden.

Olschowski betonte gemeinsam mit Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper (CDU), die Verantwortung für das Gesamtprojekt zu übernehmen. Ziel sei es, den Zeitrahmen einzuhalten und Kosten zu begrenzen. Die Interimsspielstätte soll nun kleiner und einfacher ausfallen, um bezahlbar zu bleiben. Der Baubeginn ist für 2028 geplant, die Fertigstellung für 2032. Die eigentliche Opernsanierung soll sich bis in die 2040er Jahre ziehen.

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Nast bleibt bei den Wiener Symphonikern

Nach erfolgreicher Arbeit, der Intendant Jan Nast bleibt fünf weitere Jahre in Wien English summary: Jan Nast’s contract as Artistic Director of the Vienna Symphony has been extended to 2032. Since 2019

Lieber Peter Noever,

man muss einfach auch mal sehen, wenn man ein Spiel verloren hat. Jetzt kommen Sie noch Mal mit dem ollen Currentzis um die Ecke, dem Sie den Orden Ihrer lächerlichen Ösi-Kurie anheften

Klassik zwischen Sparen und Klotzen

Der Newsletter: Heute mit dem Trick, leise zu sparen, Sting an der MET, zwei neuen Opernhäusern und allerhand positiven Nachrichten aus der Welt der Klassik.  

Berlin spart ohne Struktur

In ihren Plänen vermeidet Berlins Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson den großen, strukturellen Wurf. Dabei wäre genau das eine Möglichkeit, um Berlins Kultur langfristig zu sichern.

Wotan ist tot

Der neuseeländische Bassbariton Sir Donald McIntyre ist mit 91 Jahren in München verstorben.

Lieber Sting,

als ich Sie vor 20 Jahren für den Stern besucht habe, erklären Sie mir: »Der Rock liegt im Sterben«. Damals haben Sie den elisabethanischen Minne-Musiker John Dowland entdeckt. Sie waren ausgebrannt und

So soll Hamburgs neue Oper aussehen

Spektakuläre Terrassen an der Elbe: Die Bjarke Ingels Group (BIG) aus Kopenhagen hat den internationalen Wettbewerb für den Neubau der Hamburger Oper am Baakenhöft in der HafenCity gewonnen.

Verpassen Sie nicht ...