Die russische Kulturwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa warnt vor der Lage politischer Gefangener in Russland.
Die russische Kulturwissenschaftlerin und Menschenrechtsaktivistin Irina Scherbakowa, Mitgründerin der mittlerweile in Russland aufgelösten Organisation Memorial und Friedensnobelpreisträgerin von 2022, warnte gegenüber der österreichischen Zeitung Die Presse eindringlich vor der Lage politischer Gefangener in Russland. Zu den Inhaftierten zählen auch zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, die häufig Isolation und Folter ausgesetzt sind.
Scherbakowa betonte, dass künstlerische Gesten in Russland zunehmend eine Form des Widerstands gegen staatliche Repression darstellen. Die staatliche Kontrolle über die Kunst habe jedoch den Druck auf Kulturschaffende massiv erhöht, sodass Schweigen für viele Kunstschaffende tödlich sei. Viele gingen daher ins Exil, während diejenigen, die bleiben und in der Diktatur aktiv bleiben, einen hohen Preis zahlen würden.
Scherbakowa stellte heraus, dass sich der staatliche Umgang mit Künstlern unter dem Putin-Regime in autoritäre und teilweise faschistische Züge verwandele, begleitet von einer ideologischen Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche.
Irina Scherbakowa sieht die mögliche Wiederwahl Donald Trumps kritisch und als potenziell gefährlich. Sie betont, dass seine Positionen zur Ukraine unklar und unberechenbar seien. Zudem stuft sie Trump als autoritär ein und sieht seine Wahl als Warnsignal für die politische Linke.
In ihren Augen sollte die Linke daraus lernen, da Trumps Erfolg auch eine Reaktion auf die von ihr als einengend empfundene Identitätspolitik, den militanten Feminismus und die strikte Political Correctness ist: »Trumps Wahl ist eine Kampfansage gegen die Verengung, in die sich die Linke begeben hat – mit einer Politik der Identitäten, einem militanten Feminismus, der
schlicht gegen Männer gerichtet ist, einer Political Correctness, die in sehr vulgärer
Form auftritt und diktiert, wie die Menschen sich benehmen sollen.«