Die Stellenstreichungen bei Universal Music kommen auch in Europa an. Nun hat ein scheidender Mitarbeiter aus Wien einen bewegenden Abschieds-Rundbrief geschrieben – und vor dem Geschäfts-Kalkül gewarnt.
Bereits Ende letzten Jahres hatte die Universal Music Group, zu der auch die Deutsche Grammphon gehört, erklärt, dass sie im ersten Quartal 2024 einige ihrer 10.000 Stellen weltweit abbauen würde. Nun verlassen die ersten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Unternehmen. Zum Teil mit wehmütigen Abschieds-Bekundungen.
Ein Mitarbeiter der Dependance in Wien schrieb in einem Rundbrief: »Diese Entscheidung von Universal Music mag in erster Linie eine Nische treffen, aber das kann nichts mit der Qualität der Musik zu tun haben. Es ist ein kalkulatorisches Kalkül, das schon in der Vergangenheit immer wieder getroffen wurde: lieber ein Großer als viele Kleine. Lieber ein Megastar als viele kleinere Künstler. Lieber eine große Händlergruppe als viele kleine Fachhändler. Lieber Pop als Klassik/Jazz. Lieber wenige Headcounts als viele.«
Tatsächlich war der Umsatz des Unternehmens im dritten Quartal des letzten Jahres unter anderem durch die Popularität von Taylor Swift im Jahresvergleich um 3,3 % (und währungsbereinigt um fast 10 %) gestiegen.
Universal habe in den den letzten Jahren besonders auf den Ausbau seiner Direktkunden- und E-Commerce-Aktivitäten gesetzt, erklärte der Vorstandsvorsitzende Lucian Grainge in einem internen Memo, das Reuters veröffentlichte. »Im Jahr 2024, wenn wir unsere Investitionen in A&R und Künstlerentwicklung fortsetzen, werden wir unsere Organisationsstruktur weiterentwickeln, um die Effizienz in anderen Bereichen des Unternehmens zu erhöhen«, fügte CEO Grainge hinzu.
Grainge hat die Versuche von Universal Music, die Wirtschaftlichkeit von Streaming zu verbessern und den verantwortungsvollen Einsatz von künstlicher Intelligenz zu fördern, in den Vordergrund gestellt.
Der scheidende Mitarbeiter aus Wien verströmt am Ende dennoch Hoffnung, auch für die vielen Einzelkünstlerinnen und Einzelkünstler. »Nur hat die Zeit gezeigt« Tröster er, »dass genau diese kleinen Gruppen stark sind, wiederauferstehen und immer wieder an Relevanz gewinnen können.« Hoffen wir, dass dem so ist.