Nachdem schon kein Intendant für die Oper Leipzig gefunden werden konnte, muss nun auch die Stelle des Verwaltungsdirektors am Gewandhaus neu ausgeschrieben werden. Trotz vier Vorstellungsrunden wurde erneut kein geeigneter Kandidat gefunden.
English summary: After failing to appoint a new opera director, Leipzig must now re-advertise the Gewandhaus managing director position. Despite four interview rounds, no suitable candidate was found. Applicants criticized long delays, odd role-play tasks, and unclear processes. The call is open until late June.
Nachdem BackstageClassical vor einigen Wochen über das umstrittene Bewerbungsverfahren zur Opernintendanz berichtet hatte, meldeten sich Bewerberinnen und Bewerber für den Posten des Gewandhaus-Verwaltungsdirektors und zeigten sich ebenfalls erstaunt über die Art und Weise, wie das Verfahren durchgeführt wurde. Die Stadt Leipzig hat gegenüber BackstageClassical bestätigt, dass das Verfahren zur Nachbesetzung im Februar 2025 ohne Entscheidung beendet und die Stelle erneut ausgeschrieben wurde – die Ausschreibung läuft noch bis Ende Juni.
Wie schon beim Intendanz-Verfahren für die Oper ließ die Stadt Leipzig auch die Bewerberinnen und Bewerber auf die Stelle des Verwaltungsdirektors ungewöhnlich lange warten, bis es überhaupt zu einer ersten Rückmeldung kam. Es ist von über anderthalb Monaten die Rede. Danach wurde zu einem Auswahlverfahren geladen, von dem einige der Bewerberinnen und Bewerber davon ausgingen, dass es sich über zwei Runden erstrecken würde. Die Stadt Leipzig erklärte indes, dass man »transparent über den Ablauf informiert« habe und dass klar gewesen sei, dass es auch mehrere Runden geben könne. Ausgerichtet wurde das Verfahren von der Verwaltungsdirektion, eine Agentur oder ein Personaldienstleistungsunternehmen wurden nicht eingeschaltet.
Schon wieder Rollenspiele
Nach einer ersten Runde in kleinerem Kreis wurde zur zweiten, größeren Runde geladen. Wie auch im Auswahlverfahren für die Opernintendanz waren hier neben der Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke und dem Intendanten des Gewandhauses, Andreas Schulz, auch die Stadträte aller Fraktionen anwesend. Diese große Besetzung hat in Leipzig offenbar Tradition, irritierte einige Bewerberinnen und Bewerber aber, da die meisten der anwesenden Politikerinnen und Politiker kaum oder gar keine kulturelle Expertise haben.

Ähnlich wie im Verfahren um die Opern-Intendanz zeigten sich einige Bewerberinnen und Bewerber für den Posten des Verwaltungsdirektors erstaunt über ein Rollenspiel, das sie in der zweiten Runde vor Publikum absolvieren sollten. Während für die Opernintendanz eine Schauspielerin als aufgebrachte Soubrette (ohne das Repertoire einer Soubrette zu kennen) auftrat, wurde in diesem Fall eine angebliche Musikerin verkörpert, die panisch war, da sie in der Corona-Pandemie auf Kurzarbeit gesetzt wurde und sich nun beschwerte.
Wie schon beim Verfahren für die Opern-Intendanz erklärt die Stadt Leipzig auch dieses Mal, dass »Rollenspiele ein bewährter Bestandteil vieler Auswahlverfahren« seien. Tatsächlich sind Rollenspiele für derartige Bewerbungen eher unüblich und in ihrer Ausführung wenig zielführend. Etwas klassischer war schließlich das »Such-und-Finde-Spiel«, in dem die Bewerberinnen und Bewerber zwei Fehler in einer Bilanz entdecken sollten, die ihnen vorgelegt wurde.
Feilschen um das Gehalt
Den Bewerberinnen und Bewerbern wurde nach eigenen Angaben erklärt, dass das Verfahren im Dezember 2024 – nach zwei Runden – beendet sein sollte. Doch im Januar erhielten einige von ihnen offenbar erneut einen Anruf und wurden noch einmal zum Gespräch eingeladen. Zum letzten Mal, wie es hieß. Danach dauerte es wieder anderthalb Wochen, bis die Stadt erklärte, dass noch immer keine Mehrheit für einen der Kandidaten im Stadtrat gefunden worden sei. Es wurde ein vierter Termin anberaumt, in dem es schließlich auch um das Gehalt gegangen sein soll. Nach verschiedenen Aussagen soll die Stadt erwartet haben, dass der neue Verwaltungsdirektor für rund 20 Prozent weniger Gehalt als sein Vorgänger das Amt antritt. Die Stadt erklärt dazu: »Selbstverständlich gehören auch Gehaltsverhandlungen zu einem solchen Verfahren, auch diese sind außerhalb des TVöD durchaus üblich.«
Ob Leipzig Konsequenzen aus den beiden gescheiterten Auswahlverfahren zieht, bleibt offen. »Vorgehensweisen, Verfahrensabläufe und der Einsatz bestimmter Fragetechniken und Auswahlinstrumente werden regelmäßig reflektiert, modifiziert und bei Bedarf neu ausgerichtet«, heißt es von Seiten der Stadt. »Gelegentlich, sofern dies aus Sicht der Auswahlkommission sinnvoll erscheint, arbeitet die Stadt Leipzig zur Besetzung von Führungs- oder Expertenpositionen darüber hinaus mit Personaldienstleistungsunternehmen zusammen.« Bleibt die Frage, wer sich nun noch auf die beiden Jobs in der Leipziger Klassik-Welt bewerben wird.