Das Maggio Musicale hat einen Nachfolger für Alexander Pereira benannt, während die Mailänder Scala noch um die Zukunft ringt.
Der Intendant der Mailänder Scala, Dominique Meyer, soll das Haus verlassen, wenn es nach Italiens Rechtsregierung geht. Ein Beschluss der Regierung Giorgia Meloni sieht vor, dass Intendantinnen und Intendanten großer Häuser mit 70 Jahren in Ruhestand treten sollen. Diese Altersgrenze wäre bei Meyer bald erreicht. Nun hat das Orchester der Mailänder Scala sich für den Intendanten eingesetzt: »Momentan scheint es uns gut zu sein, wenn Dominique Meyer im Amt bleibt, um zu vollenden, was er bereits für die kommenden Saisons geplant hat. Seinen Vertrag zu verlängern würde bedeuten, dass es in Mailand eine künstlerische Reise zu vollenden gäbe.« Die Regierung Meloni hatte bereits angekündigt, dass Meyer durch Fortunato Ortombina ersetzt werden sollte, der derzeit in am La Fenice in Venedig im Amt ist. Ortombina hatte allerdings sofort erklärt, dass er keine Ambitionen habe nach Mailand zu wechseln. Von Dominique Meyer heißt es, dass er sich bereits als Intendant der Salzburger Festspiele, also als Nachfolger von Markus Hinterhäuser, beworben habe.
Derweil hat der Maggio Musicale in Florenz den Italiener Carlo Fuortes als neuen Intendanten der Fondazione del Teatro del Maggio Musicale Fiorentino benannt. Fuortes, ehemaliger RAI-Mann, hatte es eigentlich auf den Chefsessel in Neapel abgesehen. Dort aber setzte sich der alte Intendant durch. Nun ersetzt Fuortes also Alexander Pereira in Florenz. Der musste das Maggio Musicale verlassen, nachdem Vorwürfe der Untreue laut wurden. Es ging um überzogene Spesenrechnungen: Hotelübernachtungen, Restaurantbesuche in Ibiza, einen Helikopterflug und teure Einkäufe bei Fischhändlern, Bäckereien und Metzgereien. Pereira soll auch einen Fond angezapft haben, der eigentlich für die Tilgung der Schulden am Haus vorgesehen gewesen sei, um die Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bezahlen. Nun ist es also an Fuortes, die Finanzen des Florenzer Opernhauses wieder ins Gleichgewicht zu bringen, die sich seit Jahren in finanzieller Schieflage befinden. Um das Chaos perfekt zu machen, wurde gerade ein Urteil gesprochen: 16 Monate Haft für Fuortes, da er mitverantwortlich für den Unfalltod eines Opern-Mitarbeiters in der Oper in Rom im Jahre 2017 gewesen ist. Fuortes wurde außerdem zu einer Strafe in Höhe von 220.000 Euro für die Opfer-Familie verklagt.
Wie die Regierung Meloni bereits in die Klassik-Kultur Italiens eingreift zeigt sich an der Dirigentin Beatrice Venezi im Orchestra Sinfonica Siciliana in Palermo. Sie ist begeisterte Meloni-Anhängerin, ihr Vater hat die neurechte Partei in Italien gegründet. Nun haben Musikerinnen und Musiker des Orchesters gegen sie aufbegehrt – drei wurden für mehrere Tage suspendiert. Angst macht sich breit.
Hier ein Podcast zum Thema „Nationalismus und Klassik“: