Verleger und Komponisten haben auf der Generalversammlung der GEMA gegen die vorgebrachte Reform der Geldverteilung zwischen E- und U-Musik gestimmt. Nun muss neu verhandelt werden.
English summary: At GEMA’s general assembly, composers voted against the proposed reform of royalty distribution between serious (E) and popular (U) music. The reform failed, prompting a fresh round of negotiations. Critics argued it created new injustices and lacked proper dialogue with E-music composers.
Heute ist bei der Generalversammlung der GEMA die von der Verwertungsgesellschaft eingebrachte Reform der Verteilungsschlüssel zwischen E- und U-Musik gescheitert (Hintergründe hier). Die GEMA wollte die Verteilungsschlüsse zwischen E- und U-Musik neu ausrichten, hatte dabei aber einen Großteil der E-Musik Komponistinnen und Komponisten nicht mitgenommen. Das rächte sich nun offensichtlich in den Abstimmungen.
Sowohl die Kurie der Verleger als auch der Komponisten stimmte gegen die Reform, die unter Punkt 22a eingebracht wurde. Die Ablehnung des Antrags durch nur eine Kurie hätte bereits gereichte, um das Vorhaben scheitern zu lassen.
Mit dem Abstimmungsergebnis haben sich die E-Musik Komponisten gegen den größeren Teil der U-Musiker durchgesetzt, unter anderem sprach sich der Musiker Helge Schneider noch während der Konferenz für eine Reform aus. Ausschlaggebend für den überraschenden Sieg war wohl, dass die Kritiker der Reform mit ihrer Argumentation überzeugen konnten, dass eine Neuordnung nur im Dialog funktionieren könne, und dass die aktuellen Pläne sowohl im Bereich von E-Musik als auch in der U-Musik neue Ungerechtigkeiten geschaffen hätte.
Es mag ein Zufall gewesen sein, aber als die Verstorbenen des Jahres gewürdigt wurden, fehlten zwei wichtige Komponisten: Peter Ablinger und Wolfgang Rihm, der langjähriger Aufsichtsrat und Preisträger der GEMA war. Für manche Klassik-Künstler im Publikum ein Zeichen, welche Rolle die GEMA-Verantwortlichen der E-Musik zudenken.
Der Vorsitzende des Deutschen Komponistenverbandes, Moritz Eggert, der den Protest gegen die geplante Reform mit organisiert hatte, zeigte sich gegenüber BackstageClassical erleichtert. »Als Präsident des DKV repräsentiere ich sowohl U als auch E, daher bin ich grundsätzlich für eine Reform. Die vorliegende Reform hätte jedoch viele Probleme für beide Sparten mit sich gebracht und vor allem dem sehr großen E-Musik-Umfeld irreparablen Schaden zugefügt. Ich bin froh, dass wir das gemeinsam verhindern konnten und der GEMA signalisiert haben, dass dringender Redebedarf besteht. Die Kulturschaffenden müssen in eine solche Reform einbezogen werden, denn das Thema ist zu groß, um es hinter verschlossenen Türen zu besprechen. Ich kann nur hoffen, dass dieser Weg gemeinsam beschritten werden kann.«
Es ist davon auszugehen, dass eine Reform der GEMA-Verteilungsmechanismen nun vollkommen neu aufgerollt wird, wahrscheinlich im engen Dialog aller drei Kurien.
Korrektur: In einer älteren Version dieses Textes hieß es, dass das »Extrablatt« auf dem Foto verteilt wurde, um die Ablehnung der Reform zu feiern. Es handelt sich aber um eine Zeitungsbeilage der »Neuen Musikzeitung«, die bereits vor der Konferenz gedruckt und verteilt wurde.