Komponisten laufen Sturm gegen GEMA-Reform – Eggert fordert Kurswechsel

April 15, 2025
2 mins read
Der Komponist Moritz Eggert (Foto: Ackermann)

Moritz Eggert befürchtet höhere Kompositionshonorare, Pleiten von Musikverlagen sowie die Marginalisierung von E-Komponisten innerhalb der GEMA.

English summary: GEMA reform sparks composer protests. Moritz Eggert criticizes the exclusion of E-composers and unfair revenue distribution, especially the „Sozkulabzug“. He warns of GEMA becoming a „taste authority“, negatively impacting U-music and culture. Eggert fears lower composer fees, publisher bankruptcies, and E-composers losing voting rights. He demands a fair, intelligent reform with E-composer involvement. The current reform favors major U-music earners

(Der Podcast für alle Player und für applePodcast)

Berlin (BC) – Ein heftiger Richtungsstreit tobt in der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) um geplante neue Ausschüttungsschlüssel. Komponisten, allen voran Moritz Eggert, Vorsitzender des Deutschen Komponistenverbandes (DKV), protestieren lautstark gegen die Reform. Eggert kritisiert im Podcast Guten Morgen von Backstage Classical die mangelnde Beteiligung von E-Komponisten (ernste Musik) am Reformprozess. »Tatsächlich entstand diese Reform absolut unter Ausschluss von E«, so Eggert.

Zentraler Streitpunkt ist die Umverteilung von Tantiemen, insbesondere des sogenannten Sozkulabzugs. Eggert bemängelt, dass die E-Musik mit einem Anteil von nur etwa 1% an der Gesamtausschüttung deutlich unterrepräsentiert sei, obwohl sie einen wichtigen Innovationsbereich darstelle. Die GEMA versuche eine Neiddebatte anzuheizen, anstatt die tatsächlichen Ungleichheiten innerhalb der U-Musik (Unterhaltungsmusik) anzugehen.

GEMA als Geschmacksinstanz?

Besonders alarmiert zeigt sich Eggert über die geplante Rolle der GEMA als »Geschmacksinstanz«, die künftig über Förderwürdigkeit von Musik und die Einteilung von Veranstaltungsorten entscheiden wolle. »Die GEMA entscheidet darüber, welche Musik förderungswürdig ist. Das hat sie bisher nicht getan«, warnt Eggert. Er betont, dass alle Musik Kultur sei und die GEMA mit solchen Kategorien abwertend agiere.

Eggert und der DKV fordern eine grundlegende Überarbeitung der Reform unter Einbeziehung der E-Komponisten. »Wir sind gerne bei einer Reform dabei. Wir sind auch für eine Reform, wir wollen aber beteiligt werden und wir wollen, dass es eine intelligente Reform ist, eine vernünftige Reform ist, die Dinge verbessert, die man verbessern kann«, so Eggert.

Dramatische Folgen

Sollte die Reform in der vorliegenden Form durchkommen, befürchtet Eggert gravierende Folgen für die deutsche Musiklandschaft: höhere Kompositionshonorare, Pleiten von Musikverlagen (insbesondere im Bereich Kirchenmusik), weniger Kompositionsaufträge für Ensembles und Festivals sowie die Marginalisierung von E-Komponisten innerhalb der GEMA. Durch erwartete Einnahmeverluste könnten viele E-Komponisten die Hürde zur ordentlichen Mitgliedschaft und damit ihr Stimmrecht verlieren.

Eggert kritisiert die mangelnde Gesprächsbereitschaft der GEMA in der Vergangenheit. Trotz einer aktuellen Öffentlichkeitskampagne seien die Fronten intern verhärtet. Für die Abstimmung am 14. und 15. Mai sieht Eggert einen schwierigen Kampf, hofft aber auf die Solidarität der Kollegen aus U-Musik und anderen Genres, um eine faire und zukunftsfähige Reform zu erreichen. »Ich glaube, dass wir hier wirklich Einhalt gebieten müssen. Die Entwicklung bei der GEMA ist nicht gut«, resümiert Eggert. Gegenanträge wurden gestellt, um eine intelligente und sanfte Reform zu gestalten.

Axel Brüggemann

Axel Brüggemann arbeitet als Autor, Regisseur und Moderator. Er war als Kulturredakteur und Textchef bei der Welt am Sonntag tätig und schrieb danach für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Heute veröffentlicht er u.a. im Tagesspiegel, im Freitag, der Jüdischen Allgemeinen oder in der Luzerner Zeitung. Er arbeitet für Radiosender wie den Deutschlandfunk, den WDR oder den HR. Seine Fernsehsendungen und Dokumentationen (für ARD, ZDF, arte oder SKY) wurden für den Grimmepreis nominiert und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Brüggemann schrieb zahlreiche Bücher u.a. für Bärenreiter, Rowohlt, Beltz & Gelberg oder FAZ Buch.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Nast bleibt bei den Wiener Symphonikern

Nach erfolgreicher Arbeit, der Intendant Jan Nast bleibt fünf weitere Jahre in Wien English summary: Jan Nast’s contract as Artistic Director of the Vienna Symphony has been extended to 2032. Since 2019

Lieber Peter Noever,

man muss einfach auch mal sehen, wenn man ein Spiel verloren hat. Jetzt kommen Sie noch Mal mit dem ollen Currentzis um die Ecke, dem Sie den Orden Ihrer lächerlichen Ösi-Kurie anheften

Klassik zwischen Sparen und Klotzen

Der Newsletter: Heute mit dem Trick, leise zu sparen, Sting an der MET, zwei neuen Opernhäusern und allerhand positiven Nachrichten aus der Welt der Klassik.  

Berlin spart ohne Struktur

In ihren Plänen vermeidet Berlins Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson den großen, strukturellen Wurf. Dabei wäre genau das eine Möglichkeit, um Berlins Kultur langfristig zu sichern.

Wotan ist tot

Der neuseeländische Bassbariton Sir Donald McIntyre ist mit 91 Jahren in München verstorben.

Lieber Sting,

als ich Sie vor 20 Jahren für den Stern besucht habe, erklären Sie mir: »Der Rock liegt im Sterben«. Damals haben Sie den elisabethanischen Minne-Musiker John Dowland entdeckt. Sie waren ausgebrannt und

So soll Hamburgs neue Oper aussehen

Spektakuläre Terrassen an der Elbe: Die Bjarke Ingels Group (BIG) aus Kopenhagen hat den internationalen Wettbewerb für den Neubau der Hamburger Oper am Baakenhöft in der HafenCity gewonnen.

Verpassen Sie nicht ...