Bremen hat sich für einen Entwurf für den Umbau der Glocke entschieden. Aber ist all das auch durchdacht?
English summary: Bremen has chosen a design for renovating the concert hall Die Glocke, but is it well thought out? With €40M in federal funding secured, the city must also contribute. The plan includes a new chamber hall and event space, but critics question if this expansion is the right approach. Would improving the main hall and backstage areas be a better investment? The winning design, from architects in Cologne and Barcelona, aims for functionality while fitting into Bremen’s UNESCO heritage site. Costs could range from €53M to €88M, with concerns about affordability and private sponsorship.
Was Hamburg kann, will Bremen nun auch. Seit Jahren wird hier um den Umbau des Konzerthauses Die Glocke gerungen. 40 Millionen Euro vom Bund wurden zugesagt – unter der Bedingung, dass auch die Stadt zahlt. Nun wurde ein erster Entwurf gekürt, gleichzeitig bittet Kultursenator und Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) die Bürgerinnen und Bürger, sich privat an der Finanzierung zu beteiligen.
Ist privates Sponsoring nun überall die letzte Hoffnung der Kulturpolitik? Und wie ausgereift ist der neue Entwurf wirklich? Geplant sind ein neuer Kammerkonzertsaal und ein Raum für andere Veranstaltungen. Aber wird das Haus wirklich vom Inhalt her gedacht? Braucht Bremen diese Art der kleinteiligen Erweiterung? Oder wäre eine Investition in den alten Saal, in die Attraktivität und Großzügigkeit der Foyers und in seine Backstage-Infrastruktur nicht viel wichtiger, um auch international wieder auf die Karte zu rücken? Wäre etwas mehr butenbremer Expertise nicht gut? Mit anderen Worten: Ein großer Wurf statt vieler kleiner Kompromisse? Aber dagegen sprechen wohl auch die zahlreichen Eigeninteressen der lokalen Player vom Musikfest bis zur Kammerphilharmonie.

Gerade haben die Bremer Philharmoniker eine neue Spielstädte am Stadtrand bekommen (absurderweise jenseits der öffentlichen Verkehrsanbindung!). Auch hier wurde eher ohne »Ohrenmaß« gebaut: Keine schallisolierten Übungsräume, kaum Wärmeisolierung. Auch hier schien die Devise zu sein: Hauptsache billig.
Bei der Glocke sieht es auf den ersten Blick nun nicht wirklich anders aus. Ein Architektenteam aus Köln und Barcelona konnte die Jury überzeugen. Ihr Konzept? Eine moderne, aber zurückhaltende Gestaltung, die sich in das UNESCO-Welterbe in der Stadt einfügt. Ziel des Umbaus: Den Konzertsaal funktional sanieren und gleichzeitig für ein breiteres Publikum öffnen. Zufall, dass dieser Entwurf auch der kostengünstigste war?
Immerhin: Bürgermeister Andreas Bovenschulte ist begeistert: »Diese Modernisierung wird die Strahlkraft der Glocke sichern!« Auch Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) lobt das Vorhaben. Aber es klingt eben doch ein wenig absurd, wenn der Bürgermeister im Lokalfernsehen seine Prioritäten für den Saal auflistet: »Barrierefreiheit, Brandschutz und Entfluchtung«. Ah und dann auch ein bisschen die »akustische Gegebenheit«. Die erweiterte Funktionalität sei dagegen nur der »Kür-Teil«.
Neben klassischen Konzerten soll die neue Glocke künftig auch Platz für Musikworkshops und Erlebnisevents bieten. Ein neues Saalfoyer wird den großen Konzertsaal mit einem Musikerlebnisraum über zwei Ebenen verbinden. Je nach Umsetzung könnten die Kosten zwischen 53 und 88 Millionen Euro schwanken.