Ein Festival im italienischen Caserta kündigt für Juli ein Konzert von Valery Gergiev an – offenbar mit Unterstützung des Vize-Kulturministers.
English summary: Russian conductor Valery Gergiev, known for his ties to Putin, is set to perform in Italy for the first time since 2022. On July 27, he will lead a concert in Caserta, supported by the deputy culture minister. The event has sparked debate over his return to Western stages.
Rom (BC) – Während Kiew den aggressivsten russischen Bombenangriffen seit Beginn der russischen Großoffensive ausgesetzt ist, soll der russische Dirigent Valery Gergiev auf die Europäische Bühne zurückkehren. Das Festival Un’Estate da RE kündigt auf jeden Fall den Auftritt Gergievs im Königspalast von Caserta an. Hier soll er am 27. Juli das Orchestra Filarmonica G. Verdi di Salerno sowie Solisten des Mariinsky-Theaters aus St. Petersburg dirigieren. Auf dem Programm stehen Werke von Verdi, Tschaikowsky und Ravel. Es wäre das erste Mal seit Februar 2022, dass Gergiev wieder in Italien und Westeuropa auftritt (BackstageClassical hat sich erst kürzlich mit der »großen Rehabilitation« auch russischer Künstlerinnen und Künstler in Westeuropa beschäftigt) .
Gergiev gilt als enger Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin und wurde nach der Großoffensive Russlands gegen die Ukraine 2022 von führenden westlichen Bühnen, darunter den Münchner Philharmonikern und der Mailänder Scala, ausgeschlossen. Damals forderte der Bürgermeister von Mailand, Beppe Sala, Gergiev noch öffentlich auf, sich gegen den russischen Angriffskrieg zu positionieren – andernfalls werde die Zusammenarbeit beendet. Gergiev verweigerte (ebenso wie in München) eine solche Stellungnahme und verlor daraufhin seine Engagements in Italien und Deutschland.
Das Konzert in Caserta findet nun offensichtlich mit ausdrücklicher Billigung des italienischen Vize-Kulturministers Gianmarco Mazzi statt. Die Entscheidung, Gergiev in Italien auftreten zu lassen, ließe sich als Bruch eines inoffiziellen Boykotts werten und dürfte neue Debatten über den Umgang mit Künstlern entfachen, die offen das Putin-Regime unterstützen. Nach seinem Ausschluss aus dem westlichen Musikbetrieb hatte der Dirigent in den vergangenen Monaten internationale Engagements in Oman, Iran und China angenommen und plant offenbar auch ein Comeback in Spanien.
Die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Pina Picierno, hat inzwischen scharfe Kritik geäußert. Das Konzert wird laut Picierno mit Mitteln des EU-Kohäsionsfonds finanziert. »Es ist inakzeptabel, dass europäische Gelder für den Auftritt eines Kreml-Unterstützers verwendet werden«, erklärte Picierno. Sie forderte die Festivalleitung und den Präsidenten der Region Kampanien auf, »sofort Maßnahmen zu ergreifen, um Gergievs Teilnahme zu verhindern und sicherzustellen, dass Steuergelder nicht in die Taschen eines Unterstützers eines kriminellen Regimes fließen«.