Beim Linzer Wirtschaftsforum verschwammen einst Kultur, Wirtschaft und Politik. Gegründet wurde es von Putin-Manager Hans-Joachim Frey. Nun scheint es zu zerbrechen. Und das ist auch gut so.
English summary:The Oberösterreichische Nachrichten investigates scandals surrounding Linz’s Brucknerhaus, with journalist Peter Grubmüller uncovering the truth behind controversial decisions. Recently, the International Culture and Economic Forum Linz (IKWL) planned to honor Dietmar Kerschbaum, despite his controversial dismissal and lawsuit against the city. The IKWL, founded by Hans Joachim Frey, has faced financial struggles and lost members, including major sponsors like the Industrial Association and Wiener Städtische Insurance. This turmoil marks the end of Frey’s influence and the beginning of a new era for the Brucknerhaus under Johanna Möslinger.
Die Oberösterreichischen Nachrichten begleiten die Skandale rund um das Brucknerhaus in Linz mit großer journalistischer Neugier. Der Journalist Peter Grubmüller tut, was im Kulturjournalismus selten geworden ist: Er deckt auf, fragt nach, recherchiert – und lässt sich nicht durch lokale Netzwerke in seiner Arbeit beschneiden.
Kürzlich berichtete er, dass das Internationale Kultur- und Wirtschaftsforum Linz (IKWL), das einst von Brucknerhaus-Intendant und Putin-Freund Hans-Joachim Frey gegründet wurde, den ehemaligen künstlerischen LIVA-Direktor und Brucknerhaus-Chef Dietmar Kerschbaum ehren will. Eine Entscheidung, die für Unruhe sorgte, da Kerschbaum nicht nur unehrenhaft entlassen wurde, sondern die Stadt Linz daraufhin auf drei Millionen Euro Schadenersatz verklagt hatte. Er war bislang Vizepräsident des IKWL und wird diesen Job am Freitag, dem Tag seiner Ehrung, abgeben.
Welche Rolle spielt Leitl?
Nach eigenen Angaben hat das IKWL dem Brucknerhaus über drei Millionen Euro an Sponsorengeldern eingebracht. Für 2024 seien bisher 190.000 Euro zugesichert, erklärte Präsident Christoph Leitl, ehemals Wirtschaftskammer-Chef. Leitl gehörte, gemeinsam mit Frey, zu den Gründern des Forums, das der damalige Intendant und heutige Putin-Kulturmanager in Sotschi auch nutzte, um seine Russland-Beziehungen zu pflegen. Leitl selber war lange Präsident des inzwischen aufgelösten Sotschi-Dialogs der Österreichischen Handelskammer.
Das IKWL war also auf der einen Seite ein Förderverein der Oberösterreichischen Wirtschaft für das Brucknerhaus, aber auch ein Verband, in dem unter dem Motto der Kultur offensichtlich auch Wirtschaftspolitik und berufliche Netzwerke eine gewichtige Rolle spielten. Lange funktionierte das Konstrukt, aber nun beginnt es zu bröckeln.
Mitglieder laufen weg
Dem Verein laufen zunehmend Mitglieder und Sponsoren davon. Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der Industriellenvereinigung Oberösterreich, bestätigte gegenüber den Oberösterreichischen Nachrichten, dass seine Organisation ihre Förderung eingestellt habe. Über Kerschbaums Ehrung sei er nicht informiert worden und hätte diese auch nicht unterstützt. Ähnlich äußerte sich Günther Erhartmaier von der Wiener Städtischen Versicherung, deren Mitgliedschaft Ende des Jahres ausläuft. Auch Internorm-Geschäftsführer Thomas Walluschnig will die Versammlung nutzen, um den Austritt seines Unternehmens offiziell zu erklären. Weitere Mitglieder, wie der Linzer Flughafen oder der Verein zur Förderung von Arbeit und Beschäftigung (FAB), prüfen oder haben bereits ihre Mitgliedschaften gekündigt.
Die Entwicklung zeigt, wie sehr innerpolitische Konflikte die Zusammenarbeit von Kultur und Wirtschaft belasten. Mit der Krise des IKWL ist die Ära Hans-Joachim Frey wohl endlich beendet. Die neue Intendantin des Brucknerhauses, Johanna Möslinger, steht auch künstlerisch für einen Neuanfang, die neue Bedeutungslosigkeit des IKWL dürfte ihr mehr Freiheit geben.