Zahlreiche Kulturschaffende protestieren gegen die Einsparungen des Bundes, besonders in der freien Szene. Nun haben sie eine Petition gegen die Pläne von Claudia Roth gestartet.
Bundeskulturministerin Claudia Roth steht erneut unter Beschuss. Seit Amtsantritt hat sie ziemlich viele Fehler begangen (hier ein ausführlicher Text dazu im Freitag) und so ziemlich alle Kulturschaffenden gegen sich aufgebracht: 200 Filmschaffende (unter ihnen Martin Scorsese oder Radu Jude) warfen ihr in einem offenen Brief »schädliches, unprofessionelles und unmoralisches Verhalten« im Zusammenhang mit dem erzwungenen Rückzug des künstlerischen Leiters der Berlinale, Carlo Chatrian, vor. Gerade gingen Deutschlands Produzenten auf die Barrikaden, weil Roth auch hier die künstlerische Freiheit politisch einzäunen will. Ihr Plan ist es, die Mittel für die Filmförderung an Diversität, Geschlechtergerechtigkeit und Antidiskriminierung zu knüpfen und dazu noch um fünf Prozent zu kürzen.
Roths Prestigeprojekt, der Kulturpass für Jugendliche, entpuppt sich ebenfalls als Rohrkrepierer: Theater, Konzertveranstalter oder Kinos haben kaum vom Pass profitiert, die App war viel zu kompliziert. Nun will Roth selbst den Kulturpass von 200 Euro auf 100 Euro schrumpfen. Außerdem will sie die Mittel für das Quellenlexikon der Musik streichen. Dass die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sich nicht über Claudia Roth freut, die am liebsten das »Preußen« aus dem Namen entfernen und den Museen möglichst viele Hürden in den Weg legen will, ist verständlich. Aber nun hat selbst die freie Szene, für die Roth einst angetreten ist, das Vertrauen in ihre Fürsprecherin verloren. Der Grund: Der Zuschuss zu den sechs vom Bund unterstützten Kulturfonds soll um knapp 50 Prozent – von 32 Millionen auf 18 Millionen Euro – sinken. Einsparungen, die besonders die freie Szene treffen.
Nun haben die Künstlerinnen und Künstler, Veranstalterinnen und Veranstalter eine Petition gestartet. In ihr heißt es: »Dem Bündnis internationaler Produktionshäuser, ein seit Jahren äußerst erfolgreiches Kulturmodell und Zusammenschluss der größten freien internationalen Produktionshäuser, sollen im 10. Jahr seines Bestehens sämtliche Bundesmittel gestrichen werden. Den sechs Bundeskulturfonds (…) wird der ohnehin nicht ausreichende Förderansatz von 2024 halbiert. Besonders trifft es hierbei die Darstellenden Künste, da mit dem Wegfall des Bündnis internationaler Produktionshäuser und der Kürzung beim Fonds Darstellende Künste insgesamt 10 Mio. weniger für die Szene zur Verfügung stehen.
Kleinere Förderungen, wie beispielsweise für das freie Tanzprojekt DanceOn, fallen ebenfalls komplett aus der Haushaltsaufstellung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM). Das mehrfach ausgezeichnete Netzwerk Tanz für junges Publikum – explore dance wird ebenfalls nicht weiter berücksichtigt. Dabei ist der Haushalt des Kulturbereichs im Kanzleramt um gut 50 Mio. auf 2,2 Mrd. erhöht worden. (…)
In Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung und anwachsenden antidemokratischen Kräften braucht es gestärkte Freie Künste, die ästhetisch und kulturell für die Freiheit der Künste und gegen jede Form von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit stehen. (…) Wir wenden uns an die verantwortliche Staatsministerin für Kultur und Medien: Wir fordern Claudia Roth auf, diese kulturpolitische Fehlentscheidung zu korrigieren. Die Haushaltsansätze für den Fonds Darstellende Künste und das Bündnis internationaler Produktionshäuser müssen den längst bekannten Bedarfen gerecht werden, mindestens aber den Zuwendungen von 2024 entsprechen. Keine Halbierung der Bundeskulturfonds! Ausbau der Förderungen für das Bündnis Internationaler Produktionshäuser und des Fonds Darstellende Künste!«