Betrunkene Mitarbeiter stören eine Probe in Halle. Die Diskriminierungsstelle geht der Sache nach.
Ein Zwischenfall bei der Generalprobe des Stücks „Jeeps“ am „neuen theater“ in Halle (Saale) hat die Antidiskriminierungsstelle Sachsen-Anhalts auf den Plan gerufen. Der Vorfall ereignete sich in Anwesenheit einer größeren Gruppe männlicher Mitarbeiter, die offenbar von einer Verabschiedungsfeier kamen und bereits alkoholisiert waren. Die Gruppe brachte weitere alkoholische Getränke mit, was im Kontext einer Theaterprobe als unangemessen wahrgenommen wurde. Auch die Geschäftsführerin der Theater, Oper und Orchester GmbH (TOOH) beteiligte sich, indem sie sich aus dem Bierkasten bediente, was zu ersten Irritationen führte.
Während der Probe kam es wiederholt zu lautstarken Störungen durch die Männergruppe, die auch von den übrigen Anwesenden als störend empfunden wurden. Eine Schauspielerin forderte daraufhin Ruhe, doch anstatt die Situation zu entschärfen, reagierte ein Maschinist der Oper mit einer sexistischen Geste. Trotz weiterer Störungen blieb das Eingreifen des Regisseurs aus, sodass das Ensemble schließlich geschlossen die Bühne verließ, um die Probe ohne Publikum fortzusetzen. Die Männergruppe reagierte auf diese Entscheidung mit lautstarkem Protest.
Nach Sichtung der Videoaufnahmen und auf Anraten des Betriebsrates wurde die Antidiskriminierungsstelle eingeschaltet. Diese stellte fest, dass die Vorfälle auf tief verwurzelte sexistische Machtstrukturen und eine destruktive Männlichkeitskultur hinwiesen, die bereits in der Vergangenheit zu Fällen sexueller Belästigung geführt hatten. Besonders alarmierend sei die Aussage des Bühnenmeisters, der das Verhalten der Gruppe mit den Worten „Weil wir es können!“ rechtfertigte.
In ihrem Fazit betonte die Antidiskriminierungsstelle, dass durch das Verhalten der Männer eine Bedrohungssituation geschaffen worden sei, die insbesondere die weiblichen Darstellerinnen in Angst versetzt habe. Das Verhalten habe die Grenzen des Zumutbaren weit überschritten und die Schauspielerinnen nachhaltig schockiert. Besonders kritisch sei zudem das Nichthandeln der anwesenden TOOH-Chefin, die die Darstellerinnen schutzlos der Situation überlassen habe. Die Antidiskriminierungsstelle sieht dringenden Handlungsbedarf, um derartige Vorfälle in Zukunft zu verhindern.