Exklusiv: Das PODIUM Esslingen wollte eine große Sause in Bayreuth veranstalten, der Bund war mit an Bord – aber der Bayreuther Stadtrat stimmte nun gegen das Projekt »Zurück vom Ring!«
Es hätte ein großes Spektakel werden sollen: Richard Wagner in zahlreichen Veranstaltungen gegen den Strich gebürstet. Eine Party in der Bayreuther Stadtgesellschaft mit jungen und diversen Formaten. So wollte das PODIUM Esslingen die Feierlichkeiten zum 150. Jubiläum der Bayreuther Festspiele im Jahre 2026 in Bayreuth begehen – jenseits der Aufführungen am Grünen Hügel.
Die Gruppe um Intendant Joosten Ellée wollte mit dem Projekt Zurück vom Ring! auch Nicht-Wagnerianer erreichen. Die Kulturstiftung des Bundes war bereits an Bord und wollte das Projekt mit 700.000 Euro fördern. Auch die Stadt Bayreuth hatte noch im März signalisiert, die nötigen Eigenmittel beizusteuern. Doch nun hat der Stadtrat dem Projekt den Garaus gemacht und im nicht öffentlichen Teil der letzten Sitzung gegen die Finanzierung des Projektes gestimmt. Damit scheidet auch der Bund als Geldgeber aus. Für PODIUM-Intendant Joosten Ellée ist das der Todesstoß für sein Projekt.
PODIUM Esslingen bedauert die Absage
Auf Anfrage von BackstageClassical sagte er: »Wir bedauern sehr, dass der Stadtrat seinen bereits gefassten Beschluss für das Vorhaben widerrufen hat und unser vorbereitetes Projekt nun nicht stattfinden kann. Das geplante Festival Zurück vom Ring! wäre eine künstlerisch spannende Chance und wichtige zeitgenössische Ergänzung zu den Feierlichkeiten gewesen; mit vielen verschiedenen stilistisch diversen Formaten, die sich mit dem Erbe von Richard Wagner und den in seinem Werk versteckten, höchstaktuellen Themen kritisch und aus einer jungen Perspektive auseinandergesetzt hätten.«
Der Pressesprecher des Stadt Bayreuth reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage von BackstageClassical. Erst nachdem die erste Version dieses Textes bei BackstageClassical erscheinen ist, schrieb er: »Die Voraussetzungen für die Finanzierbarkeit des Projekte haben sich inzwischen deutlich geändert. Oberbürgermeister Thomas Ebersberger teilt mit, dass infolge einer Kürzung der zu erwartenden Förderung seitens der Kulturstiftung des Bundes und weiterer Unsicherheiten im näheren Förderumfeld bei der Durchführung des Programmvorschlags erhebliche finanzielle Risiken für die Stadt Bayreuth entstanden wären. ‚Aufgrund der angespannten Haushaltslage der Stadt wäre ein Festhalten an dem Kulturprojekt vor diesem Hintergrund nicht zu verantworten gewesen‘, so Ebersberger.«
Es bleiben die Feierlichkeiten auf dem Festspielhügel
Das PODIUM Esslingen erklärt dazu: »Die Kulturstiftung des Bundes hatte vor, ihren Stiftungsrat im Dezember 2024 mit der Entscheidung über eine Förderung des gemeinsamen Programmvorschlages von PODIUM Esslingen, der auf Einladung der Stadt Bayreuth zum Jubiläum 150 Jahre Bayreuther Festspiele entwickelt werden sollte, zu befassen und hatte für das Vorhaben eine Förderung von 700.000 Euro in Aussicht gestellt.«
Die Absage der Bayreuther Politik könnte aber auch als Absage an Claudia Roths andauernde Einmischung in die Ausrichtung der Bayreuther Festspiele verstanden werden. Zuletzt sorgte die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien durch Forderungen nach mehr Diversität in Bayreuth für Aufsehen und durch den Vorschlag, auf dem Grünen Hügel doch auch Humperdincks Oper Hänsel und Gretel zu spielen.
Parallel zur Absage an das Projekt des PODIUM Esslingen hat der Stadtrat die Fördergelder für die kommenden Bayreuther Festspiele in Höhe von 1,524 Millionen Euro bewilligt. Dann werden neue Meistersinger von Nürnberg auf dem Programm stehen, Regisseur ist Matthias Davids, die musikalische Leitung übernimmt Daniele Gatti. Für das Jubiläumsjahr 2026 plant Katharina Wagner nicht nur die zehn Werke von Richard Wagner aufzuführen, die gewöhnlich im Festspielhaus gezeigt werden, sondern auch seine Oper Rienzi.