Lieber Matthias Moosdorf,

Dezember 16, 2025
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Der Cellist und AfD-Abgeordnete Matthias Moosdorf (Foto: AfD Fraktion)

verdammte Hacke und heiliger Heiland! Was ist denn nun schon wieder los? Die Staatsanwaltschaft Berlin hat Anklage gegen Sie beim Amtsgericht Tiergarten erhoben. Weil Sie jemanden mit zusammengeschlagenen Hacken und »Hitlergruß« im Bundestagsgebäude begrüßt haben sollen. Sie sagen: Alles erfunden!

Als Sie noch im Leipziger Streichquartett das Cello gespielt haben, waren Sie ein Innovator: Erste und Zweite Wiener Schule, Erstaufführungen von Schnittke. Visionär!

Was ist nur aus Ihnen geworden? Sie haben die Musik für die Macht an den Nagel gehängt. Weidel statt Weill! Sie, Matthias Moosdorf sind der Matussek der Klassik. Sie waren einst Teil des Systems, das sie nun verachten. 

Sie kumpeln mit Justus Frantz, lassen sich von Putin-Mann Hajo Frey nach Russland einladen, unterrichten an der Moskauer Musikhochschule, während Bomben auf Kiev fallen. Irgendwann war das selbst Ihrer Fraktion zu viel. Die AfD verhängte ein Ordnungsgeld gegen Sie, Ihre Bundestags-Immunität wurde aufgehoben, und Sie sind nicht mehr außenpolitischer Sprecher Ihrer Partei.

Sie haben nicht nur die Musik verlassen, sondern auch die Werte der Zweiten Wiener Schule. Vielleicht wundern Sie sich, warum die deutsche Klassik-Welt Sie kritisiert und Sie fliehen immer weiter ins Abseits: Es muss still sein, wo Sie nun sind – sorgen Sie deshalb für so viel Krach? Irgendwie tun Sie mir leid.

Axel Brüggemann

Axel Brüggemann arbeitet als Autor, Regisseur und Moderator. Er war als Kulturredakteur und Textchef bei der Welt am Sonntag tätig und schrieb danach für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Heute veröffentlicht er u.a. im Tagesspiegel, im Freitag, der Jüdischen Allgemeinen oder in der Luzerner Zeitung. Er arbeitet für Radiosender wie den Deutschlandfunk, den WDR oder den HR. Seine Fernsehsendungen und Dokumentationen (für ARD, ZDF, arte oder SKY) wurden für den Grimmepreis nominiert und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Brüggemann schrieb zahlreiche Bücher u.a. für Bärenreiter, Rowohlt, Beltz & Gelberg oder FAZ Buch.

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