Liebe Karoline Edtstadler,

November 4, 2025
1 min read
Karoline Edtstadler (Foto: Bundesministerium, Tatic)

Sie sind Landeshauptfrau von Salzburg. Sie stecken in einer Koalition mit der FPÖ und sind Mitglied im Kuratorium der Salzburger Festspiele. Sie tun mir leid. Sie regieren ein Königinnenreich voller Tretminen. 

Diesen Sommer haben Sie gesagt, die Festspiele seien ein »Dampfer«. Ein »robustes, unerschütterliches Institut für Frieden, Menschlichkeit und Humanismus.« Sie sprachen von einem »Gesamtkunstwerk, das versucht »Traumata aufzuarbeiten, Hoffnung zu geben und dennoch tagespolitisches Geschehen auszublenden.«

Aber seit einiger Zeit gibt es Probleme mit Ihrem Kapitän. Sein Salzburger Heimathafen, das »Café Bazar«, hat ihm schon Mal Hausverbot erteilt, Regisseur Michael Sturminger befürchtet, er könne sich als »uneingeschränkter Herrscher« generieren, und nun wirft Ex-Schauspielchefin Marina Davydova ihm auch noch »psychische Probleme« und »Narzissmus« vor. Und was sagt eigentlich die Festspielpräsidentin? Hat sie Ihnen schon Mal ihre Logbücher gezeigt?

Ihr Festspieldampfer ist in letzter Zeit ein bisschen oft an der Kaimauer entlanggekratzt und selber zum Thema der Tagespolitik geworden. Beim »Aufarbeiten der Traumata« haben Sie sicherlich nicht an Ihren Kapitän gedacht, oder? 

Am 12. Dezember werden Sie im Festspiel-Präsidium über die neue Situation beraten. Fährt ihr Dampfer noch unter der Flagge des Humanismus? Ist er noch der Stolz der Salzburger Kulturflotte? Normalerweise verlässt der Kapitän das sinkende Schiff als letzter. Es könnte sein, dass Sie viele Frauen und Kinder retten, wenn er es vor ihnen verlassen müsste.

Axel Brüggemann

Axel Brüggemann arbeitet als Autor, Regisseur und Moderator. Er war als Kulturredakteur und Textchef bei der Welt am Sonntag tätig und schrieb danach für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Heute veröffentlicht er u.a. im Tagesspiegel, im Freitag, der Jüdischen Allgemeinen oder in der Luzerner Zeitung. Er arbeitet für Radiosender wie den Deutschlandfunk, den WDR oder den HR. Seine Fernsehsendungen und Dokumentationen (für ARD, ZDF, arte oder SKY) wurden für den Grimmepreis nominiert und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Brüggemann schrieb zahlreiche Bücher u.a. für Bärenreiter, Rowohlt, Beltz & Gelberg oder FAZ Buch.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Nast bleibt bei den Wiener Symphonikern

Nach erfolgreicher Arbeit, der Intendant Jan Nast bleibt fünf weitere Jahre in Wien English summary: Jan Nast’s contract as Artistic Director of the Vienna Symphony has been extended to 2032. Since 2019

Lieber Peter Noever,

man muss einfach auch mal sehen, wenn man ein Spiel verloren hat. Jetzt kommen Sie noch Mal mit dem ollen Currentzis um die Ecke, dem Sie den Orden Ihrer lächerlichen Ösi-Kurie anheften

Klassik zwischen Sparen und Klotzen

Der Newsletter: Heute mit dem Trick, leise zu sparen, Sting an der MET, zwei neuen Opernhäusern und allerhand positiven Nachrichten aus der Welt der Klassik.  

Berlin spart ohne Struktur

In ihren Plänen vermeidet Berlins Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson den großen, strukturellen Wurf. Dabei wäre genau das eine Möglichkeit, um Berlins Kultur langfristig zu sichern.

Wotan ist tot

Der neuseeländische Bassbariton Sir Donald McIntyre ist mit 91 Jahren in München verstorben.

Lieber Sting,

als ich Sie vor 20 Jahren für den Stern besucht habe, erklären Sie mir: »Der Rock liegt im Sterben«. Damals haben Sie den elisabethanischen Minne-Musiker John Dowland entdeckt. Sie waren ausgebrannt und

So soll Hamburgs neue Oper aussehen

Spektakuläre Terrassen an der Elbe: Die Bjarke Ingels Group (BIG) aus Kopenhagen hat den internationalen Wettbewerb für den Neubau der Hamburger Oper am Baakenhöft in der HafenCity gewonnen.

Werdet wieder sexy – arm bleibt ihr sowieso

Die deutsche Kulturpolitik steht unter Spardruck, der Mut zu Reformen fehlt. Beim Hauptstadtkulturgespräch des VBKI wurde deutlich: Zukunftsfähig bleibt Kultur nur, wenn sie sich öffnet – für neue Finanzierungswege, neue Zielgruppen und

Verpassen Sie nicht ...