Hick-Hack um Opernneubau in Düsseldorf

Juni 25, 2024
1 min read
Eine Möglichkeit für den Neubau der Oper Düsseldorf am Stadtpark (Bild: RKW Architektur)

Düsseldorf hat den Neubau der Oper und den Abriss des alten Haues beschlossen. Doch die Kritik wird immer lauter – und nun wird umgedacht.

Die Oper in Düsseldorf soll neu gebaut, statt saniert werden. Das sieht der Plan der Stadt vor. Doch es gibt Streit. Eigentlich soll der Stadtrat am Donnerstag über einen Neubau am Stadtpark entscheiden – doch daraus wird nun wohl nichts. Die Rheinische Post meldet, dass die Stadtspitze Kritik ernst nimmt, die in den letzten Wochen geäußerte wurde und nun wohl ein Gelände am Wehrhahn favorisiert. Dort ist ein Grundstück aus der Insolvenz-Masse der Signa Gruppe zu erwerben.

Zuvor hatte das Amt für Denk­mal­pflege des Land­schafts­ver­bands Rhein­land (LVR) Kritik geübt: Ein Abriss der Oper widerspreche dem gemein­sa­men Grund­ver­ständ­nis der Stadt, Baudenkmäler grundsätzlich zu erhalten statt sie neu zu bauen. Wahrscheinlich hat dieser Einspruch aber keinen Einfluss auf die weitere Planung, denn der LVR hat keine Möglichkeit, den Bau zu verhindern.

Das Opern­pro­jekt ist aber auch auf anderen Ebenen umstrit­ten, selbst in der schwarz-grünen Rats­mehr­heit gibt es unterschiedliche Meinungen – die Grünen melden große Zweifel an, die SPD hat um eine Denkpause gebeten und verknüpft ihr Stimmverhalten an andere politische Entscheidungen. Ungeklärt sind auch der Zeitplan und die genauen Ziele. So wird öffentlich immer lauter gefragt, warum die neue Oper mit rund 33.000 Qua­drat­me­tern gleich dop­pelt so groß aus­fal­len soll wie der heu­tige Bau. Außerdem hat die Baum­schutz­gruppe Düs­sel­dorf innerhalb kürzester Zeit eine Online-Peti­tion für den Hof­gar­ten gest­ar­tet, an dem der Neubau entstehen soll. Mitt­ler­weile haben rund 15.400 Men­schen unter­zeich­net.  

Innerhalb des Hauses wird derweil bereits über konkrete Teile des Neubaus nachgedacht. So ist es dem Dirigenten Axel Kober wich­tig, »dass die neue Oper wirk­lich eine Heim­stätte fürs Orche­ster wird – mit Pro­ben­saal, Kam­mer­mu­sik­saal, Übezim­mern. Das steht ja auch im Raum­pro­gramm drin«, sagt er der Rheinischen Post. Der­zeit sei die Situa­tion teil­weise gro­tesk: Musiker beklagen etwa zu wenige Lifte, so dass die Instru­mente – zum Beispiel die haus­ei­ge­nen Kon­tra­b­ässe – immer wie­der durchs ganze Haus geschleppt wer­den müssten. Ob am Donnerstag nun eine endgültige Entscheidung fällt? Man mag es kaum noch glauben.

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