Angela Gheorghiu erklärt, warum sie keine Zugaben gibt – und warum sie noch immer enttäuscht von Jonas Kaufmann ist.
Die rumänische Opernsängerin Angela Gheorghiu hat in einem aktuellen Interview mit dem Magazin People Person auf den Vorfall in Südkorea reagiert, der kürzlich für Schlagzeilen sorgte: Die 58-jährige Sopranistin unterbrach dort die Zugabe eines Kollegen während einer Aufführung und forderte Respekt für den Opernablauf. Gheorghiu erklärte, dass Opern nicht durch zusätzliche Einlagen gestört werden sollten. »Ich habe in meiner 34-jährigen Karriere zusammen mit all meinen Kollegen ein Prinzip und Respekt für die Oper bewahrt«, betonte sie und nannte prominente Dirigenten wie Georg Solti und Arturo Toscanini, die Zugaben ebenfalls strikt ablehnten.
Der Vorfall ereignete sich bei einer Aufführung in Korea, als Gheorghius Kollege nach Applaus seine Arie wiederholte, was Gheorghiu als unpassend empfand. Sie sei selbst um eine Zugabe ihrer eigenen Arie Vissi d’arte gebeten worden – sang diese aber nicht, weil sie das Prinzip des ungestörten Handlungsflusses respektiere. Sie erklärte weiter, dass sie dies vor der Aufführung mit dem Produktionsteam und dem Dirigenten besprochen habe.
Im Interview ging Gheorghiu auch auf einen früheren Zwischenfall mit Tenor Jonas Kaufmann ein. Bei einer Aufführung 2016 in Wien habe Kaufmann eine Zugabe gegeben, obwohl er dies zuvor ausgeschlossen habe. Kaufmann witzelte damals vor dem Publikum, dass die Sopranistin »fehle«, bevor die Aufführung fortgesetzt wurde. Gheorghiu machte in dem Gespräch deutlich, dass sie in der Vergangenheit Kaufmanns Karriere gefördert habe, sie nun aber enttäuscht sei. Zudem erklärte sie, dass eine wiederholte Arie selten besser klingt als beim ersten Mal, und betonte, dass Zugaben nur in Solo-Konzerten, nicht aber in Opernaufführungen Platz haben sollten.
Die Sängerin sprach außerdem über ihre Karriereentscheidungen und die Ablehnung vieler moderner Produktionen. Gheorghiu, die für ihre kritische Haltung gegenüber experimentellen Interpretationen bekannt ist, erklärte, dass sie sich nur an modernen Inszenierungen beteiligt, wenn diese die Geschichte und das Libretto respektieren. Sie selbst habe stets darauf geachtet, Rollen zu wählen, die ihrer Stimme entsprachen, und im Gegensatz zu einigen ihrer Kolleginnen keine stimmlichen Probleme erlitten.
Das Gespräch beleuchtete zudem Gheorghius Einsatz für musikalische Bildung. Die Sängerin hob die Bedeutung der Bildung und das Vermächtnis der Opernaufnahmen hervor.