Christian Tetzlaff boykottiert Trumps USA

Februar 28, 2025
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Christian Tetzlaff (Foto: Bertazzi)

Mutig, entschieden und klar: Der Geiger Christian Tetzlaff sagt eine US-Tournee aus Protest gegen Donald Trump ab.

English summary: German violinist Christian Tetzlaff has canceled his planned U.S. tour in spring 2025, including a performance at Carnegie Hall. He cites concerns over U.S. politics under Trump, particularly regarding Russia and transgender issues.

Christian Tetzlaff, der deutsche Geiger, hat angekündigt, seine geplante Tournee durch die USA im Frühjahr 2025 abzusagen. Dies umfasst auch einen Auftritt in der Carnegie Hall in New York. Tetzlaff, der regelmäßig in den Vereinigten Staaten auftritt, begründet seine Entscheidung gegenüber der New York Times mit zunehmender Besorgnis über die politischen Entwicklungen unter Präsident Donald Trump, insbesondere die Annäherung an Russland und die umstrittenen Änderungen in der US-Politik, die sich auf Transgender-Personen auswirken.

»Es fühlt sich an, als würde ich als Kind einen Horrorfilm sehen«, sagte Tetzlaff in einem Interview mit der New York Times. Der 58-Jährige, der in den USA hohe Steuern auf seine Konzerte zahlt, erklärte, er könne nicht weitermachen, »mit diesem Gefühl«. Er kritisierte, dass die US-Regierung die Ukraine im Krieg gegen Russland im Stich lasse und sich zunehmend von demokratischen Werten entferne.

Tetzlaff, der seit 1988 regelmäßig in den USA auftritt und dort etwa 20 Engagements pro Jahr hat, äußerte die Hoffnung, durch seine Absage eine Diskussion anzustoßen. »Ich hoffe, dass ich eine Debatte anregen kann, auch wenn ich meine Musik nicht mehr in den USA spiele«, so der Musiker. Er kündigte zudem an, dass er auch Engagements in den USA im Sommer und Herbst dieses Jahres wahrscheinlich absagen werde, aber für Benefizkonzerte zugunsten der Ukraine oder von Frauenrechtsorganisationen offen sei.

Der Musiker ist einer der ersten ausländischen Künstler, der den kulturellen Boykott als Mittel einsetzt, um gegen die Politik von Präsident Trump zu protestieren. In der Vergangenheit haben Künstler wie z.B. in den 1970er und 80er Jahren gegen das südafrikanische Apartheid-Regime und zuletzt gegen Russland nach dessen Invasion in die Ukraine Konzertabsagen verhängt. Ob dieser Boykott Einfluss auf das polarisierte politische Klima in den USA haben wird, bleibt jedoch unklar. Ein Sprecher des Weißen Hauses reagierte mit der kurzen Bemerkung »America first« auf Tetzlaffs Entscheidung.

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