Brucknerhaus vor dem Rausschmiss des Intendanten

Juli 8, 2024
1 min read
Noch-Intendant des Brucknerhauses in Linz, Dietmar Kerschbaum (Foto: Brucknerhaus)

Nach In-sich-Geschäften und dem Engagement eines Agenten mit Eigeninteressen wurde Intendant Dietmar Kerschbaum beurlaubt – nun sind die Untersuchungen abgeschlossen.

Ausgerechnet im Bruckner-Jahr ist das Bruckner-Haus in Linz in die Schlagzeilen geraten: Intendant Dietmar Kerschbaum soll In-sich-Geschäfte abgeschlossen und die Programmgestaltung an einen Agenten vergeben haben, der selber potenzielle Künstler für das Konzerthaus betreute. Kerschbaum wurde freigestellt, und es wurden erste Untersuchungen eingeleitet.

Nun erklärt der Bürgermeister von Linz, Klaus Luger (SPÖ), dass er die Zusammenarbeit »sofort« beenden wolle. »Es haben sich nicht nur die meisten der kolportierten Vorwürfe bestätigt, es wurden noch weitere aufgedeckt.« Das Kontrollamt empfehle darüberhinaus, die Staatsanwaltschaft einzubeziehen. »Nach Durchsicht des Kontrollamtsberichts bin ich der Meinung, dass das Dienstverhältnis mit Herrn Kerschbaum mit sofortiger Wirkung aufzulösen sein wird. Persönlich bin ich enttäuscht, dass hier das Vertrauen dermaßen missbraucht wurde«, erklärte Luger,

Dabei ist auch Lugers Rolle nicht klar: Schon zur Bewerbung Kirschbaums sollen ihm Informationen zugespielt worden sein, die anderen Bewerberinnen und Bewerbern nicht zur Verfügung standen. Am heutigen Montag soll sich der Kontrollausschuss mit dem Bericht der Sonderprüfung befassen.

Anzeige

Das Brucknerhaus stand bereits vor Kerschbaum im Zentrum eines Kultur-Skandals. Der ehemalige Intendant Hans Joachim Frey hatte hier den Putin-Freund, den Cellisten Sergej Roldugin beschäftigt. In den Panama-Papieren wurden Roldugin über zwei Milliarden Dollar zugeordnet, dennoch soll das Kanzleramt von Ex Kanzler Sebastian Kurz sich für seinen Verbleibt in Linz eingesetzt haben.

In Linz gründete Frey mit dem damaligen Wirtschaftskammerpräsidenten Christoph Leitl das Industrie- und Wirtschaftsforum, angeblich als Unterstützung für das Brucknerhaus. Doch die Gruppe von Unternehmern und Politikern reiste gern nach Russland und schmiedete Geschäfte im Osten.  

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Liebe Konzertdirektion Adler,

ich weiß, der Klassik-Markt ist kein leichter! Aber, ey: Wie tief müsst ihr denn noch sinken, um Eure Igor-Levit-Karten an die Männer und Frauen zu bringen? Erst muss der arme Mann einen

Eislaufen mit Big P.

Eine Skulptur von Luciano Pavarotti mitten auf dem Eislaufring in Pesaro sorgt für Zoff. Dem Tenor hätte es gefallen, unter Leuten zu stehen.

Petition gegen Kultursparmaßnahmen in Stuttgart

Kürzungen bei Kultur, Bildung und sozialen Angeboten in Stuttgart stoßen auf massiven Protest zahlreicher Einrichtungen – nun wurde eine Petition gestartet. In einer Petition warnen Stuttgarter Kultur- und Sozialakteurinnen und -akteure vor

Wimmelbild vor Weihnachten

Nikolai Rimski-Korsakows Oper »Die Nacht vor Weihnachten« hatte Premiere an der Bayerischen Staatsoper in München: Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski dirigierte, Barrie Kosky inszenierte. Hat das Haus ein neues Weihnachtsstück entdeckt?

Kollaps der musikalischen Ausbildung in Deutschland

Die neue Studie »MiKADO-Musik« warnt vor einer ernsthaften Krise an Musikschulen in Deutschland und Österreich. Fachleute sprechen von einem drohenden »Kollaps« der musikalischen Bildung, wenn Politik und Träger nicht rasch und koordiniert

Liebes Musikhaus Doblinger,

Du bist es ja eigentlich schon lange nicht mehr, das gute alte Wiener Verlagshaus von 1817! Verlag verkauft! Notengeschäft verscherbelt. Und nun droht auch dem Musikhaus im Ersten Bezirk das Aus: Der

Lieber Florian Lutz,

vielleicht erlauben sie mir unter uns zwei Kneipenbrüdern (war schön damals mit Ihnen nach der Carmen), zu versuchen, Ihnen als Außenstehender mal Ihr Haus zu erklären.   Sie sind Intendant in Kassel.

Verpassen Sie nicht ...