Liebe Mirga Gražinytė-Tyla,

November 6, 2025
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Mirga Gražinytė-Tyla (Foto: Ealovega)

Sie haben Ihren Namen selber erfunden: Tyla – das bedeutet auf Litauisch »Stille«. Ihr Name ist ein Aufschrei gegen den Krach unseres Marktes! Sie machen nicht mehr mit im Sternschnuppen-Business.

Dirigentinnen sind begehrt. Viele zerbricht der Hype. Die erste war Alondra de la Parra: Ein Star, gefeiert, aufgestiegen, große Orchester und dann verloren gegangen im tosenden Social-Media-Kosmos. Endstation INSTAGRAM. Auch um Joana Mallwitz wird es leiser. Sie ist musikalisch ebenso auserzählt wie biographisch. Endstation BUNTE.

Sie haben das anders gemacht: Osnabrück, Heidelberg, Salzburg und dann: Nachfolgerin von Andris Nelsons in Birmingham. Damals hätten Sie alles annehmen können. Aber Sie sind »Tyla«! Sie wissen: »Weniger ist mehr«. 

Das Ausscheren aus dem Musik-Karussell hat auch Daniel Harding gut getan. Seit er in halber Stelle Air France-Maschinen durch die Welt fliegt, klingt auch sein Wagner runder. Ihr kreativer Himmel ist Ihre Familie. 

Nun gehen Sie als erste Gastdirigentin ins Philharmonische Radioorchester nach Paris. Alles richtig gemacht. Eine stille und selten gesunde Karriere.

 

Axel Brüggemann

Axel Brüggemann arbeitet als Autor, Regisseur und Moderator. Er war als Kulturredakteur und Textchef bei der Welt am Sonntag tätig und schrieb danach für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Heute veröffentlicht er u.a. im Tagesspiegel, im Freitag, der Jüdischen Allgemeinen oder in der Luzerner Zeitung. Er arbeitet für Radiosender wie den Deutschlandfunk, den WDR oder den HR. Seine Fernsehsendungen und Dokumentationen (für ARD, ZDF, arte oder SKY) wurden für den Grimmepreis nominiert und mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Brüggemann schrieb zahlreiche Bücher u.a. für Bärenreiter, Rowohlt, Beltz & Gelberg oder FAZ Buch.

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