Plötzlich ist Kohle da – die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth will den Festspielen eine Millionen Euro schenken. Aber dafür stellt sie Bedingungen. Ein Kommentar.
English summary: The Friends of Bayreuth offer a 1Million donation for the 2026 festival but demand the reinstatement of Tannhäuser and Lohengrin. The Festspiele reject this, citing logistical issues. Critics call it blackmail, recalling past funding cuts and the group’s influence. The festival prefers support for public events, and Mayor Ebersberger remains confident in a great anniversary program.
Wer die Gesellschaft der Freunde hat, der braucht keine Feinde mehr. Was sich anhört wie eine großartige Spende, ist in Wahrheit so vergiftet wie Hagens Freundschaftststrunk. Eine Millionen-Spende zum 150. Jubiläum der Bayreuther Festspiele 2026 sollte es sein. So verkaufte es die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth (GdF) gestern jedenfalls der dpa. Eine Millionen Euro für die Festspiele, allerdings zweckgebunden, um die Tannhäuser-Inszenierung von Tobias Kratzer und den Lohengrin unter Christian Thielemann doch wieder ins Jubiläumsprogramm aufzunehmen. Die mussten vorher aus Geldmangel aus dem Programm genommen werden.
Kein Wunder, dass die Bayreuther Festspiele jetzt nicht in endlosen Jubel ausbrechen. Pressesprecher Hubertus Herrmann erklärt, dass eine erneute Umplanung »fernab jeglicher Realisierbarkeit« sei, da viele Künstler bereits anderweitig verpflichtet seien. Zudem habe die Gesellschafterversammlung den reduzierten Spielplan bereits beschlossen.
Anders als Siegfried nach Hagens Freundschaftstrunk erinnern sich die Festspiele sicherlich auch noch genau an die Vergangenheit. 2024 überwies die GdF den Festspielen lediglich 2,4 Millionen Euro – eine Million Euro weniger als sonst. Und vor allen Dingen viel weniger als ihr vertraglicher Gesellschafteranteil in an der Festspiel-GmbH von 29 Prozent es vorsah. Damals mischte sich in die mangelnde Bereitschaft zu zahlen auch noch inhaltliche Kritik an den Festspielen: zu modern, zu innovativ, zu wenig Christian Thielemann! Besonders der GdF-Vorsitzende, Georg Freiherr von Waldenfels, ließ keine Gelegenheit aus, Katharina Wagner zu kritisieren
Damals waren es das Land, die Stadt und der Bund, die Katharina Wagner beisprangen, und es waren die Festspiele selber, die sparen mussten: am Chor, am Orchester, an den Produktionen.
Und nun will sich die Gesellschaft der Freunde plötzlich als Retterin in Szene setzen und ihre Spende an inhaltliche Mitsprache binden? Die gleiche Gesellschaft, die einst ihren Verpflichtungen nicht nachkommen konnte? Das ist schon ein dickes Ding! Der gleiche Verein, der letztes Jahr mit daran beteiligt war, die Festspiele in eine bedrohliche Lage zu bringen, nutzt die finanziellen Engpässe Bayreuths jetzt aus und macht auf dicke Hose? Nein, so sieht kein Freundschaftsdienst aus. Das ist inhaltliche Erpressung.
Klar, dass die Festspielleitung dennoch Interesse an der Spende signalisiert, allerdings für das noch nicht vollständig finanzierte Rahmenprogramm, das auch kostenlose Angebote für die Bayreuther Bevölkerung umfasst. Und das scheint ebenfalls die Linie von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) zu sein, der vor organisatorischen Herausforderungen warnt und sicher ist: »Es wird ein tolles Jubiläumsprogramm geben.«
Transparenzhinweis: Axel Brüggemann moderiert die Open Airs der Bayreuther Festspiele