Causa Roth: Neue Hinweise auf Übergriffe auch beim SWR

Mai 26, 2024
1 min read
Angeblich sollen anzügliche Textnachrichten verschickt worden sein (Foto: Symbolbild)

Nun berichtet auch der SWR, dass bei ihm im Falle seines designierten Chefdirigenten François-Xavier Roth »erste inoffizielle Hinweise« eingegangen seien. Man prüfe die Vorwürfe und werde derweil keine weiteren Auskünfte geben.

Unter einer älteren Meldung über François-Xavier Roth und die aktuellen Vorwürfe gegen den Dirigenten versteckt der SWR eine neue Wendung in der Situation um seinen designierten Chefdirigenten: »Inzwischen haben auch den SWR erste inoffizielle Hinweise erreicht«, heißt es da. »Der SWR nimmt diese Hinweise sehr ernst und wird sie sorgfältig prüfen. Dies wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Der SWR wird bis zum Abschluss dieser Prüfung keine weiteren Auskünfte dazu geben.« So ist es auf der Seite des SWR zu lesen.

Nach Veröffentlichung der Vorwürfe in der französischen Zeitung  Le Canard enchainé, im VAN Magazin und auf BackstageClassical dauerte es zunächst einige Zeit, bis auch der SWR über die Missbrauchs-Vorwürfe gegen seinen designierten Chefdirigenten berichtete. Auf Anfrage von BackstageClassical erklärte die Pressestelle am 23. Mai zwar, man hätte redaktionell über die Nachricht berichtet, aber erst nachdem BackstageClassical am 24. Mai innerhalb eines längeren Essays berichtet hatte, dass in der Online-Suche des Senders weiterhin keine Berichterstattung zu finden sei, war am 25. Mai ein erster Artikel auf der Seite des SWR abrufbar. Unter ihm ist nun auch das aktualisierte Statement vom Freitag versteckt.  

Eine Nachfrage von BackstageClassical, ob der Sender zuvor bereits über Machtmissbrauch durch den designierten Chefdirigenten (etwa in seiner vorherigen Amtszeit) informiert worden sei, wurde verneint. Bereits im Falle des amtierenden Chefdirigenten, Teodor Currentzis, irritierte die Öffentlichkeitsarbeit des Senders und die mangelnde kritische Berichterstattung über dessen Russland-Verbindungen innerhalb des Programms. Auch jetzt schweigt die künstlerische Gesamtleiterin Sabrina Haane wieder und versteckt sich hinter offiziellen Pressemitteilungen. Dabei wäre ein öffentliches Wort zum Schutz der Musikerinnen und Musiker des Orchesters gerade in dieser Situation besonders wichtig.

Offen bleiben auch Fragen beim Gürzenich Orchester. Was wusste die Direktion von Vorwürfen? Was passierte mit einem Brief, in dem konkrete Beschwerden formuliert wurden und der angeblich abgeschickt wurde? Derzeit wirbt das Orchester auf der Facebook-Seite noch mit Roths Bild und dem Slogan »Erlebt: LIEBE LIEBE«. 

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Lieber Igor Levit,

es ist kein Geheimnis, dass wir noch nie wirklich Freunde waren. Dabei würde ich vieles, was Sie sagen sofort unterschreiben: Kampf dem Antisemitismus. Jawoll! Kampf den Diktaturen. Na logo! Und mehr Ökologie

CDs zu retten ist kein Heldentum

Eine ehemalige BR-Mitarbeiterin will 175.000 CDs des Senders vor der Zerstörung retten. Sie wird als Heldin gefeiert. Dabei ist ihr Kampf so unnütz wie aussichtslos. 

Verramscht die ARD hochwertige Klassik? 

Im Fernsehen ist kaum Platz für Klassik, aber nun starten die ARD-Orchester eine Offensive bei YouTube. Auf Monetarisierung wollen sie dabei verzichten. Darüber müssen wir reden.  

Liebe Kristin Okerlund,

ich kannte Sie nicht, und ich werde Sie leider auch nicht mehr kennenlernen. Sie sind am Freitag gestorben – plötzlich und unerwartet. Und alle, wirklich alle, weinen um Sie: Piotr Beczała, Andreas

Opus-Pokus

Heute mit viel Weltpolitik in der Klassik, mit Strukturfragen zu den Bayreuther Festspielen, GEMA-Gedanken, dem OPUS KLASSIK und lustigen Briefen 

Liebe Anu Tali,

Sie sind sicherlich eine großartige Dirigentin. Ihr Lehrer war Jorma Panula, der finnische Dirigenten-Yoda. Sie haben ein eigenes Orchester gegründet und waren Musikdirektorin in den USA. Warum, zum Teufel, haben Sie zugesagt,

Der Kulturauftrag der GEMA

Im Mai 2025 scheiterte die GEMA-Reform zur Abschaffung der E-/U-Musik-Trennung. Moritz Eggert schreibt auf, was passiert ist, und wie eine Lösung aus seiner Sicht aussehen könnte.

Lieber BR Klassik,

Du bist die schönste und größte Blume unter den Klassik-Seiten der deutschen Radiosender. Eine einsame Fackel des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrages. Aber was ist denn los mit Dir? Geht Dir der Sauerstoff aus?  Vor

Don't Miss