Marc Grandmontagne, Kulturreferent in Ingolstadt, warnt vor Kulturkollaps in den Kommunen.
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English summary: Mark Grandmontagne, cultural advisor in Ingolstadt, warns of financial collapse in municipalities, severely impacting culture, education, and society. He urges more focus on securing cultural funding and calls for a national debate.
Mark Grandmontagne war geschäftsführender Direktor des Deutschen Bühnenvereins. Heute ist er Kulturreferent in Ingolstadt und schlägt Alarm: Die Kommunen stünden vor dem finanziellen Kollaps, mit gravierenden Folgen für Kultur, Bildung und das gesellschaftliche Leben. Im Gespräch mit Backstage Classical sagt er: »Die Einbrüche bei den kommunalen Einnahmen sind drastisch«. Ingolstadt sei besonders betroffen, da die Stadt stark von der Gewerbesteuer des Volkswagen-Konzerns abhängig ist. Anstatt über kulturelle Teilhabe und Bildungsprojekte zu sprechen, gehe es inzwischen um die pure Existenz des kulturellen Lebens.
Freiwillige Ausgaben besonders betroffen
Die derzeitigen Sparmaßnahmen seien enorm, sagt Grandmontagne. »Wir müssen jetzt Kredite aufnehmen und schätzen, dass wir in den Jahren 2026 bis 2028 jeweils 25 Millionen Euro einsparen müssen«, erklärt der Kulturreferent. Betroffen seien vor allem die freiwilligen Ausgaben, zu denen Kultur und Sport gehören. Grandmontagne betont, dass es nicht mehr darum gehe, effizienter zu werden, sondern ums nackte Überleben: »Es ist gar keine Kohle mehr da, um zu agieren.«
Als freiwillige Aufgabe habe es die Kultur besonders schwer, sagt Grandmontagne. Kommunen müssen Aufgaben erfüllen, die vom Bund vorgegeben werden. Dazu gehören beispielsweise die Müllentsorgung, der öffentliche Nahverkehr und das Vorhalten von Schulplätzen. Die Kultur gehört dagegen zu den freiwilligen Aufgaben – und an denen würde zuerst gespart, wenn das Geld knapp sei.
Wir schaufeln unser eigenes Grab
Die aktuellen Kürzungen aufgrund der klammen Kassen haben fatale Folgen. Betroffen seien besonders die kulturelle Bildung, die Teilhabe oder die kulturelle Jugendarbeit. »Wir schaufeln uns am Ende unser eigenes Grab«, warnt der Kulturreferent.
Grandmontange appelliert an Bund und Länder und fordert mehr Aufmerksamkeit für die Kommunen. Es gehe darum, die Bedeutung von Kultur stärker in der Gesellschaft zu verankern: »Wie bekommen wir in Zukunft besser erklärt, warum Kultur nicht nur ‚nice to have‘ ist, sondern gerade für eine freiheitliche Gesellschaft ein ganz wichtiger Raum ist?«, fragt der Kulturreferent. Es brauche eine neue Debatte darüber, wie die Finanzierung der Kultur gesichert werden kann.
Dennoch zeigt Grandmontagne sich kampffreudig. Trotz der schwierigen Lage will Grandmontagne nicht aufgeben. »Die Kommune ist, glaube ich, der direkteste Ort, wo man kulturelle Teilhabe gestalten kann«, sagt er. Es gehe darum, im Gespräch mit Künstlern und Politikern nach Lösungen zu suchen und die Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft zu vermitteln. »Wenn es stürmt, muss man halt am Steuer stehen«, sagt Grandmontagne.