als Sie 1995 in die Münchner Junge Union eingetreten sind, habe ich in der Bremer Stadthalle gegen Helmut Kohl demonstriert: »Ma-O-Am!«. Kürzlich nannte ich Sie einen »kulturpolitischen Dilettanten« – es ging um die Verlängerung von Serge Dorny und Vladimir Jurowski. Und, wenn Sie ehrlich sind, war das wirklich kein kulturtaktisches Meisterwerk! Immerhin: Sie haben damals angerufen, und wir haben konstruktiv gestritten. Sie sind ein Polit-Pragmatiker! Schwamm drüber.
Während Ihr Ministerpräsident Leberkäs‘-Fotos postet und Musikunterricht kürzt, fressen Sie lieber Akten und packen Butter bei die Fische. Sie sind kein »Schnacker«, wie wir im Norden sagen, sondern ein »Macher«. Sie haben den Bayreuther Festspielen einen Tarifausgleich zugesagt, während Ihr Bundes-Kollege Wolfram Weimer den Wagner-Hügel lieber verhungern lässt.
Auch in Sachen Lahav Shani sind Sie standfest. Sie waren Schlittschuhfahrer und kennen das dünne Eis! Während Ihr Vorgänger Bernd Sibler bei Valery Gergiev wackelte und wankte, sind Sie glasklar: Proteste gehen Shani benennen Sie als »ganz offenen Antisemitismus«. Klare Kante. Klare Grenze. Punkt.
Ich sage es als Nordlicht ungern, aber irgendwie mag ich Ihre Politik. Sie ist leise, stilvoll und dennoch streitwillig. In drei Jahren will Wolfram Weimer gehen – wie wäre es mit Berlin statt Bayern?


