Thomas Schmidt-Ott – Bankkaufmann, Cellist und promovierter Kulturmanager. Er war beim Orchester des Bayerischen Rundfunks und beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Als Mitgründer von TUI Cruises prägte er fast fünfzehn Jahre lang als Programmchef die Kultur- und Unterhaltungsangebote der Mein Schiff-Flotte. Seit 2025 gehört er der Künstlerischen Direktion und Geschäftsführung der Komödie Berlin an. Parallel dazu startet nun seine monatliche Kolumne auf BackstageClassical. Hier stellt er sich vor.
English summary: Thomas Schmidt-Ott has got a new column at BackstageClassical. He wants to explain how music really works in his own witty, authentic way. He enjoys challenging conventions and sharing honest, humorous insights on classical music culture.

Thomas, Hand aufs Herz: Wie um Himmels willen kommst Du dazu, jetzt – in der Coda Deiner Karriere – Kolumnist bei BackstageClassical zu werden?
TSO: Axel Brüggemann hat mich gefragt, und ich war zu höflich, »Nein« zu sagen. Ich will den Leuten schon immer erklären, wie Musik wirklich funktioniert, ohne dass mich jemand sofort von der Bühne schubst. Außerdem: Ich bin zu alt für Groupies und zu jung für Memoiren. Hemingway begann mit 64 mit dem Schreiben. Joyce mit 73. Da passt für mich die Kolumne ab 60 ganz ideal.
… hast Du irgendwelche journalistischen Kompetenzen?
TSO: So gut wie gar keine. Aber: Ich habe eine große Klappe, kann halbwegs fehlerfrei Rechtschreibung und gut ausformulierte Drei-Wort-Sätze. Kommasetzung geht auch. Und ich habe eine Meinung zu allem und jedem, egal, wie gut ich informiert bin. Gibt es bessere Voraussetzungen?
Hilft Deine Orchestermanagement-Erfahrung, um die Musikszene besser zu durchschauen?
TSO: Aber sicher! Wer je versucht hat, 100 Musiker, einen CEO, Politiker, Betriebsräte, Vorstände und Gewerkschaften unter einen Hut zu bringen, der überlebt auch eine Redaktionssitzung mit Axel Brüggemann.
Und Deine Kreuzfahrtdudelei bei der TUI, immerhin bist du knapp 15 Jahre lang zur See gefahren, sogar, wie zu lesen war, mit Helene Fischer und Heino – qualifiziert die wirklich für seriöse Kulturpublizistik?
TSO: Definitiv! Wer es schafft, beim dreihundertsten Durchlauf von Atemlos auf Hoher See nicht über Bord zu springen, der hat Nerven wie Drahtseile. Und die braucht man als Kolumnist.
Manche sagen, Du seist eher Unterhaltungskünstler als Kulturdenker. Was entgegnest Du?
TSO: Unterhaltung ist kein Schimpfwort. Das hat schon Adorno nicht richtig begriffen. Geschweige denn die Frankfurter Schule. Auch Wagner war im Grunde Alleinunterhalter – nur halt ohne Wersi-Orgel, dafür aber mit Überlänge und schlechterer Sitzplatzpolsterung.
Hast Du keine Angst, dass die Klassik-Szene Dich nicht ernst nimmt?
TSO: Schon. Irgendwo. Aber: Die Szene nimmt sowieso niemanden ernst – außer sich selbst. Da will ich, wenn ich kann, gern hier und da ein fröhliches Störfeuerchen sein.
Wie kritisch dürfen Deine Kolumnen werden?
TSO: So frech, dass ich noch gerade eben nicht verklagt werde. Bis Brüggemann mich feuert. Das ist meine Kündigungsfrist. Also: spitz, ironisch, aber immer mit Herzblut.
Wen möchtest Du mit Deinen Kolumnen am meisten provozieren?
TSO: Alle, die sich zu wichtig nehmen. Ob Kritiker, Musiker, Politiker, Manuel Brug, mich selber oder die Veranstalter – Selbstironie ist in der Klassik leider Mangelware.
Was sagst Du den Puristen, die meinen, ein Kolumnist müsse mindestens in Musikwissenschaft promoviert haben?
TSO: Habe ich ja. Summa cum laude. Wie Karl-Theodor. Und ich sage: Viel Spaß beim Fußnotenlesen meiner Diss. In meinen Kolumnen, verspreche ich, kommen Sätze vor, die man sogar ohne kleines Latinum versteht.
Was soll nach einem Jahr BackstageClassical über Deine Kolumne gesagt werden?
TSO: Nicht »gesagt«, sondern »verliehen«, bitte. Und zwar alles mindestens auf Pulitzer-Preis-Level… Gesagt werden darf von den Massen da draußen: »Endlich schreibt mal einer, was alle denken, aber keiner sich traut laut zu sagen.« – Und wenn nicht, dann immerhin: »TSO hat echt Mut gehabt, bevor er in der Versenkung verschwand.«
Und hier geht es zur ersten Kolumne »Diabolo in Musica« von Thomas Schmidt-Ott

