Zoff um Boykottaufruf bei Jugend Musiziert

April 12, 2025
1 min read
Die Pianistin Annique Göttler (Foto: Youtube)

Streit um ein YouTube-Video, in dem Pianistin Annique Göttler den Boykott von »Jugend Musiziert« fordert. Der Deutsche Musikrat reagiert mit Zurückweisung.

English summary: A video by pianist Annique Göttler calling for a boycott of „Jugend musiziert“ sparks controversy. She criticizes participant limits and lack of financial transparency. The German Music Council rejects her claims.

Ein YouTube-Video der Konzertpianistin Annique Göttler sorgt derzeit für Aufsehen. Göttler kritisiert die darin die geplante Kontingentierung des Bundeswettbewerbs Jugend musiziert und ruft Teilnehmende und Juroren zum Boykott auf. 

In erster Linie argumentiert Göttler gegen die Einführung einer Kontingentierung für die Teilnahme am Bundeswettbewerb. Sie bemängelt, dass aufgrund dieser neuen Regelung, die die Anzahl der Teilnehmer pro Bundesland begrenzt, qualifizierte Kinder und Jugendliche möglicherweise nicht zum Bundeswettbewerb zugelassen werden, obwohl sie sich dafür qualifiziert haben.

Außerdem kritisiert die Pianistin die mangelnde Transparenz des Deutschen Musikrats bezüglich der Finanzen des Bundeswettbewerbs. Sie kritisiert, dass der Deutsche Musikrat trotz Nachfragen der Landesmusikräte nicht offenlegt, wie viel Geld tatsächlich für den Bundeswettbewerb benötigt und wofür es ausgegeben wird. Sie empfindet dies als »komischen Beigeschmack«, insbesondere da es sich um Steuergelder handelt.

Für Göttler ist die Beschwerde, dass Baden-Württemberg zu viele Teilnehmer zum Bundeswettbewerb schicken würde ungerechtfertigt. Sie argumentiert, dass Baden-Württemberg überdurchschnittlich viele erste Bundespreise gewinnt, was ihrer Ansicht nach die hohe Qualität der musikalischen Bildung und der Wettbewerbe in diesem Bundesland belegt. Sie empfindet es als unfair, Baden-Württemberg dafür zu »bestrafen«.

Der Musikrat (DMR) weist Göttlers Kritik in einem Statement zurück und bedauert, dass Göttler vor der Veröffentlichung ihres Videos keinen Kontakt mit dem Musikrat aufgenommen habe. Dadurch hätten ihrer Ansicht nach zahlreiche sachlich falsche Aussagen vermieden werden können. Das Video enthalte neben falschen Fakten auch irreführende und manipulativ-unvollständige Behauptungen, insbesondere bezüglich Fördersummen, Gleichbehandlung der Bundesländer und Transparenz der Wettbewerbskonzeption. Zudem kritisiert der DMR ehrverletzende Aussagen in dem Video, wie: »… welche machtgeile Sau war das?« und »… für diese Schweine spiele ich nicht.«​

Der DMR bedauert die Verunsicherung, die durch das Video bei den rund 2.000 jungen Musikerinnen und Musiker, die im Juni am Bundeswettbewerb in Wuppertal teilnehmen werden, sowie bei ihren Eltern und Musiklehrer:innen entstanden ist. Trotzdem: Irgendwie lässt auch die Antwort allerhand Fragen, die Göttler gestellt hat, offen.

BackstageClassical

BackstageClassical bringt Ihnen Debatten und Nachrichten aus der klassischen Musik. Die Seite ist kostenfrei. Bestellen Sie unseren Newsletter oder unterstützen Sie unseren unabhängigen Musikjournalismus durch Ihre Spende.

Fördern

Artikel auf BackstageClassical sind kostenlos. Wir freuen uns, wenn Sie unabhängigen Klassik-Journalismus fördern.

Mehr aktuelle Artikel

Der Kulturauftrag der GEMA

Im Mai 2025 scheiterte die GEMA-Reform zur Abschaffung der E-/U-Musik-Trennung. Moritz Eggert schreibt auf, was passiert ist, und wie eine Lösung aus seiner Sicht aussehen könnte.

Lieber BR Klassik,

Du bist die schönste und größte Blume unter den Klassik-Seiten der deutschen Radiosender. Eine einsame Fackel des öffentlich-rechtlichen Kulturauftrages. Aber was ist denn los mit Dir? Geht Dir der Sauerstoff aus?  Vor

Liebe Beatrice Venezi,

Sie blasen der Frauenquote den Marsch, Sie glauben, dass Musik nationale Identität stiftet, und Ihre beste Freundin ist Giorgia Meloni. Sie sind die Ministerpräsidentin des schlechten Tones! Bislang kannten wir italienische Dirigenten

Wiener Musikverein bestätigt Futterknecht

Der Vertrag der kaufmännischen Direktorin der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Renate Futterknecht, ist bis Ende Februar 2031 verlängert worden. English summary: Renate Futterknecht’s term as commercial director of Vienna’s Musikverein has

Lieber Michael Barenboim,

ich glaube Ihnen ihre unglaubliche Sehnsucht nach Frieden! Die haben wir alle: Keine Kinder mehr, die Israel in Gaza krepieren lässt, und endlich Freiheit für die Geiseln der Hamas-Schlächter!  Aber Sie sind

Lieber Joe Chialo,

ich habe Sie neulich im Foyer der Hamburgischen Staatsoper gesehen. Waren Sie das überhaupt? Waren Sie wirklich freiwillig in der Oper? In Berlin wollten Sie die Theater doch noch abholzen! Waren Sie

Don't Miss