Lahav Shani nimmt zum ersten Mal Stellung zur Konzertabsage in Gent und zur aktuellen Debatte um seine Positionierung im Gaza-Konflikt.
English summary: Lahav Shani criticizes the Gent concert cancellation, stressing his commitment to peace, empathy for victims on both sides, and music’s role in uniting people amid the Gaza conflict debate.
Berlin (BC) – Der israelische Dirigent Lahav Shani hat die Absage des Eröffnungskonzerts beim Festival van Vlaanderen Gent scharf kritisiert und dabei sowohl seine Haltung zu Frieden und Versöhnung als auch sein Mitgefühl für Opfer auf beiden Seiten des Nahostkonflikts betont. »In den letzten Tagen fand ich mich … unfreiwillig in einen unerwarteten öffentlichen Sturm hineingezogen, der sich rasch zu einem diplomatischen Zwischenfall ausweitete«, erklärte Shani in einer Stellungnahme.
Shani zeigte sich tief bewegt von der Unterstützung nach der Absage: »Von dem Moment an, als die Konzertabsage bekannt wurde, erhielt ich private wie öffentliche Nachrichten, in denen mich Menschen unterstützt und ermutigt haben.« Besonders dankte er den Münchner Philharmonikern, deren Leitung sowie der Stadt München. »Es war von großer Bedeutung, dass der Premierminister Belgiens seine Solidarität zeigte, indem er am vergangenen Samstag unser Konzert in Essen besuchte.« Zudem habe ihn die Einladung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Schloss Bellevue »sehr geehrt«.
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In seiner Erklärung ging Shani ausführlich auf den Hintergrund ein: »Am 7. Oktober 2023 erlebte Israel ein schreckliches und beispielloses Ereignis. Wie viele andere fürchtete auch ich um mein Leben und das meiner Nächsten. Kein Israeli blieb von diesen Ereignissen unberührt.« Gleichzeitig betonte Shani, dass er seine Werte nicht aufgegeben habe: »Die Bilder und Zeugnisse aus Gaza sind zutiefst erschütternd … Alles muss getan werden, um den Krieg so schnell wie möglich zu beenden und den langen Prozess der Heilung und des Wiederaufbaus für beide Gesellschaften zu beginnen.«
Mit Blick auf seine Rolle als musikalischer Leiter der Israel Philharmonic erinnerte Shani an die Tradition des Orchesters, das von Flüchtlingen gegründet und von Persönlichkeiten wie Arturo Toscanini, Leonard Bernstein und Zubin Mehta geprägt wurde. Die Philharmoniker seien ein Beispiel dafür, dass Künstler frei wirken müssten: »Die Förderung der klassischen Musik ging seit jeher Hand in Hand mit dem Bemühen, Menschen innerhalb Israels und zwischen Israel und der Welt zu verbinden.«
Als Antwort auf die Konzertabsage in Gent habe er mit den Münchner Philharmonikern beim Musikfest Berlin gespielt. »Ich möchte den Berliner Festspielen und der Stiftung Berliner Philharmoniker für ihre Initiative und ihren Einsatz danken – ihre Geste bewegt uns alle bei den Münchner Philharmonikern zutiefst.« Das sei ein «perfektes Beispiel für die Kraft der Musik – Menschen zu verbinden, nicht sie zu trennen.«

