als ich Sie vor 20 Jahren für den Stern besucht habe, erklären Sie mir: »Der Rock liegt im Sterben«. Damals haben Sie den elisabethanischen Minne-Musiker John Dowland entdeckt. Sie waren ausgebrannt und setzten auf Sinfonieorchester statt auf den Solo-Sting, auf Pavarotti statt auf Police!
Nun scheint es die Oper zu sein, die keine Ideen mehr hat. Und für jemanden wie Peter Gelb scheinen Sie die letzte Hoffnung zu sein. Er will Ihr Musical The Last Ship aufführen. Ist das am Ende klüger als die Polizei erlaubt? Nicht, dass wir uns missverstehen: Ich mag Sie! Ich mag Ihre Musik! Und ich nehme Ihnen Ihre Begeisterung für die Klassik ab!
Aber ich zweifle, ob Sie die Oper retten werden. Kann ein ausgebrannter Pop-Künstler die letzte Hoffnung eines ausgebrannten Opernhaues sein? Zwei Einbeinige verwandeln sich nicht automatisch zu einem einem Usain Bolt.
Sie haben mir für den Stern folgenden Satz diktiert: »Ich kann mir vorstellen, dass wir nach der Postmoderne wieder auf Sinnsuche sind. Und dann landen wir unweigerlich bei Dowland und seiner Zeit. Es ist doch verrückt, dass da ein Typ wie ich im 21. Jahrhundert über Noten sitzt, die jemand vor 400 Jahren aufgeschrieben hat. Man sieht plötzlich einen Menschen vor sich, den man mit den Fragen aus unserer Zeit konfrontiert.«
Eben: Mehr Dowland! Mehr Puccini! Mehr Wagner und Strauss! Mehr Berg, Rihm und meinetwegen auch Neuwirth auf unseren Opernbühnen. Und Sie, Sting, sind ein Klassiker des Pop: Füllen Sie doch einfach Stadthallen!


