manchmal stirbt mehr als ein Mensch. Manchmal stirbt mit einem Menschen eine ganze Welt. Eine Zeit. Eine Haltung. Sie sind mit 86 Jahren gestorben, und ich trage mit Ihnen auch ein Stück dieses wunderbaren Opern-Kosmos’ meiner Jugend zu Grabe.
Sie haben schon gesungen, als ich noch jung war. Ich pilgerte damals mit silbernem Anzug und roter Krawatte nach Bayreuth – gemeinsam mit meinem Vater. 1995 war das. Sie waren mein erster Wolfram von Eschenbach, ich habe für ein Autogramm von Ihnen angestanden.
Ihre Stimme war warm und edel, jeder Buchstabe zu verstehen. Sie sangen deutlicher als andere sprechen. Singen war bei Ihnen Form des menschlichen Ausdrucks.
Ich habe Sie dann überall wiedergesehen: München, Wien, Mailand und New York. Sie wurden der »Jahrhundert-Beckmesser«. Ihre Opern-Welt war eine Welt des tiefen Wissens und der fahrenden Geselligkeit. In Ihrer Opern-Zeit reichte es, ein genialer Sänger zu sein, um ein Weltstar zu werden. Dafür brauchten Sie kein Weihnachtsalbum. Sie sangen lieber Oratorien. Und unterrichteten den Nachwuchs.
Noch mit 75 Jahren spielten Sie den Fritz Kothner in den Meitsersingern an der Bayerischen Staatsoper. Dort hat man Sie während der Aufführung mit einem Spruch überrascht: »Besonders begrüßen wir heute unseren ehemaligen Meister«, hieß es unter Ihrem Porträt auf der Bühne. Mehr als eine Hommage an Ihre Stimme – eine Hommage an Sie als Mensch.
Mit Ihnen ist wieder ein Stück der alten Opern-Welt gegangen. Aber zum Glück gibt es ja den Abendstern – er strahlt dieser Tage besonders hell.


