wir haben beide eine »Geschichte« mit Wiens Staatsopern-Intendanten Bogdan Roščić. Meine Kritiken haben ihn zur Weißglut gebracht, und Ihnen hat er Ihren Job weggeschnappt. Zugegeben: eine Demütigung! Als er Sie ersetzte, rutschten Sie kurz nach oben in die Championsleague und dann hinab in die dritte Regionalliga. Heute sind Sie beim – äh, warten Sie, ich muss Mal nachschauen – ah ja: Orchestre de Chambre de Lausanne.
Was uns unterscheidet, ist unser Umgang mit Bla-Bla-Bogdan. Ich bin einfach nicht mehr in die Staatsoper gegangen und habe mir den Typen mit einem kleinen Lied vom Leibe gesungen. Sie suchen dagegen seine Nähe, haben sich zum Leiter des Freundesvereins der Staatsoper küren lassen. Ausgerechnet jenes Vereins, der Roščić ein Dorn im Auge ist, weil er kaum Kohle anschleppt.
Dieser Move ist so klein, dass Sie dem neuen Staatsopern-Direktor nicht einmal auf einer Leiter an die Schuhsohle pinkeln können.
Was ist das nur für ein Komplex mit den ausrangierten Staatsopern–Intendanten? Ihr Vorgänger schlich gern als Phantom durch Ihre Oper, wenn Sie außer Haus waren, und hat sein neues, lächerliches Büro in der Nische einer Bank direkt vor der Staatsoper bezogen, um weiter Chef zu spielen. Dabei war er so glaubwürdig wie meine Tochter in ihrem Spielzeug-Kaufmannsladen!
Sie haben damals in Wien Ihren Chefdirigenten vertrieben, dann die Oper an die Wand der Langeweile gefahren – und nun schrumpfen Sie selber zur Opernintendanten-Playmobil-Figur. Dem Standard sagten Sie: »Titel habe ich, Orden auch. Ich will jetzt Freude mit Freunden haben.« Aber wie armselig ist es, im Restaurant Sole zu sitzen und der Vergangenheit mit vergangenen »Freunden« nachzuweinen?
Sie haben Wien versemmelt. Sie haben die Scala versemmelt. Und nun versemmeln Sie selbst einen Opern-Selbstfindungs-Verein. Leute wie Sie verspeist Bogdan Roščić zum Frühstück.


