ich muss noch einmal auf Ihren Auftritt in Moskau zurückkommen. Gerade, weil ich Sie als Künstlerin schätze. Sie haben Anfang des Monats in Russland gespielt, Tickets für Ihr Konzert wurden kostenlos an Angehörige von Soldaten der russischen Armee verteilt. Neben Ihnen auf der Bühne: der Bratschist, Dirigent und Putin-Vasall Yuri Bashmet.
Sie wurden Österreicherin, weil Russland Sie zu lange eingesperrt hatte! War es Sentimentalität? War es das Heimatgefühl einer 80jährigen? Oder war es einfach nur Ignoranz? Egal! So nebensächlich Ihnen Ihr Auftritt erscheinen mag: Genau diese Konzerte sind Teil der russischen Kulturpropaganda.
Bashmet ist ein glühender Verteidiger des brutalen Krieges. Und eine seiner Aufgaben ist es, Künstlerinnen und Künstler aus dem Westen nach Russland zu locken. Egal, ob Piano-Plauderonkel Justus Frantz oder AfD-Cellist Mathias Moosdorf – ihre Auftritte werden als Zeichen der Bedeutung Russlands für Künstler aus aller Welt ausgeschlachtet. Ebenso wie russische Medien immer wieder die europäischen Erfolge von Teodor Currentzis im Westen feiern. Künstler wie Sie spielen den Kriegs—Mördern einen vermeintlich weltoffenen Rehabilitierungswalzer.
Sie haben Mozarts Klavierkonzert Nr. 23 gespielt, mit diesem wunderschönen und all zu menschlichen Adagio – eine Art Lullaby. Am Vorabend wurden im ukrainischen Ternopil 39 schlafende Zivilisten von russischen Bomben getötet, darunter 6 Kinder.
Sagen Sie nicht, Musik sei unpolitisch!


