Der ehemalige Redakteur der Salzburger Nachrichten Ernst P. Strobl starb nach kurzer schwerer Krankheit – ein Nachruf von Axel Brüggemann.
English summary: Ernst Strobl was a sharp, fearless critic: direct, ironic, and combative. We met in Salzburg in 2001, later worked together from Berlin. He loved debate, even in retirement, and died at 72. Poreč was his heaven on earth. Farewell.
Ernst Strobl war einer dieser Kritiker, an denen man sich reiben konnte. Immer. Und überall. Was ihn auszeichnete: Ohne zu schwurbeln jene Punkte zu treffen, die ihm wichtig waren – zack, zack und zack! Ohne Zickzack.
So wie in seinem legendären Salzburger Fledermaus-Verriss 2001. Das war auch die Zeit, in der wir uns begegnet sind, irgendwo in irgendeiner Kneipe nach irgendeiner Aufführung. Später habe ich immer wieder Mal für seine Salzburger Nachrichten geschrieben – aus Berlin. Und als »Textbetreuer« am Telefon war er so wie in seinen eigenen Texten: Ironisch, lustvoll – einer, der keinem Streit aus dem Wege ging.
Ernst liebte die Musik. Er liebte alle, die Musik machten. Und die darüber stritten. Und er genoss die Diskussion: Am liebsten bei Rotwein und Zigaretten – vielen Zigaretten!
Alle mochten Ernst Strobl. Und Ernst Strobl genoss es – auch im Ruhestand – noch auszuteilen. Auch gegen Kollegen. Immer wieder fetzten wir uns in den sozialen Medien, oft in langen Mail-Austauschen. In Sachen Currentzis etwa widersprach er mir aus vollem Herzen: »Ich lese ja alles von Dir, was mir unter die Finger kommt, und da warst Du mir ein bisschen zu missionarisch unterwegs. Gegen Moralinstanzen hab ich eine gewisse Allergie, ich war in einem katholischen Knabeninternat (die mich dann Gottseidank hinauswarfen).« Ein typischer Ernst!
Ebenso wie seine letzten Worte, die er mir schickte: »Ich halte mich zurück mit lesbaren ‚Scherzen‘. Übrigens sitze ich grad in Poreč auf meine Balkon und genieße nach 2 Wochen Istrien den letzten beschaulichen Abend.«
Poreč, das war sein Himmel auf Erden. Nun ist er mit 72 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Lebewohl, Ernst.


