Podcast: Anselm Rose, Geschäftsführer der ROC in Berlin, über Chancen von Radioorchestern und Reaktionen auf die aktuellen Sparmaßnahmen.
English summary: In the podcast, Anselm Rose outlines the mission and future strategy of Berlin’s radio ensembles: broad access, digital reach, and social engagement. Despite funding pressure, he stresses their democratic value, innovative programming, inclusion, and data-driven, AI-supported ROC 2026 plans.
Im Podcast von BackstageClassical hebt Anselm Rose, Geschäftsführer der ROC (Rundfunk Orchester und Chöre GmbH Berlin), die zentrale Bedeutung und die Zukunftsstrategie der vier Berliner Radioensembles hervor. Die Radioensembles hätten seit ihrer Gründung die Funktion gehabt, den musikalischen Content allen zuggängig zu machen. Dies sei nach wie vor ihre Kernaufgabe: »Wir wollen 24 Stunden, sieben Tage die Woche erreichbar sein – live im Konzert, im Radio oder on Demand.«
Finanzielle Herausforderungen und Legitimationsdruck
Der ROC-Geschäftsführer fühlt sich durch Aussagen von Markus Söder oder Tom Buhrow – beide fordern Gelder für Radioensembles zu kürzen – nicht in Frage gestellt. Rose spürt zwar einen wachsenden Druck auf die öffentlich-rechtlich finanzierten Strukturen, glaubt aber, dass sie gerade in Zeiten wie diesen existenziell für unsere Demokratie sind.
Rose erklärt, dass die Finanzierung der ROC durch Deutschlandradio, RBB, den Bund und das Land Berlin die Last auf vier Gesellschafter verteile, jeder von ihnen aber 100 Prozent der Leistung abrufen könne. In Berlin seien die Zuschüsse für die ROC stagniert und auf dem alten Niveau eingefroren. Da 85 Prozent der Kosten Personalkosten sind und – anders als bei anderen Berliner Kultureinrichtungen – kein Ausgleich für Lohnerhöhungen gewährt wird, müsse die ROC die Steigerungen selbst tragen.
Rose betonte die Verpflichtung gegenüber den Beitragszahlern: »Die Menschen bezahlen mit ihren Rundfunkbeiträgen genau das, was wir machen, und wir wollen diesen Content barrierefrei zugänglich machen.«
Künstlerische Ausrichtung und Innovationsstrategie
Die ROC Ensembles positionieren sich aktiv in der Gesellschaft und treiben Diskurse voran. Dies umfasst die Aufführung zeitgenössischer Musik, wie etwa die Feier von Helmut Lachenmanns 90. Geburtstag durch Wladimir Jurowski und das RSB. Das DSO zeige sich besonders innovativ, etwa durch die konsequente Spielzeitplanung ohne Konzert ohne Komponistin und durch den Fokus auf „Afrodiaspora“ (Composing While Black).
Die Ensembles verfolgen ein »diversifiziertes Angebotsportfolio« und setzen sich gezielt für Inklusion und niedrigschwellige Angebote ein. Die ROC bietet das größte Musikvermittlungsangebot von ganz Berlin an.
Im Rahmen der Strategie ROC 2026 setzt Rose stark auf Digitalisierung und Technologie. Ziel ist es, die interne Organisation sowie die Kundenerreichung zu revolutionieren. »Wir machen ganz ehrlich und geradeaus unsere Musik, nehmen unseren Auftrag wahr und sind damit ja auch sehr dicht beim Menschen.«
Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist die Nutzung KI-gestützter Marketing-Tools, die sogenannte Taste Cluster ermitteln. Darüber hinaus arbeitet die ROC an der Einführung eines sogenannten Wirkungscontrollings, das nicht nur ökonomische Kennzahlen, sondern auch die gesellschaftliche Wirkung ihrer Angebote überprüfen soll.

